Weniger Zulauf für islamkritische Bewegung "Pegida" stemmt sich gegen Untergangsgerüchte

Düsseldorf · Sonntagnachmittag in Dresden: Nach einer Zwangspause gehen wieder Anhänger der islamkritischen Bewegung auf die Straße. Rund 17.000 sind dem Aufruf von "Pegida" gefolgt. Vor zwei Wochen waren dies noch deutlich mehr.

"Pegida": Erste Demo in Dresden nach Terrordrohung
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Erste "Pegida"-Demo nach Terrordrohung

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Während sich vor der Semperoper wieder tausende "Pegida"-Demonstranten sammeln und ihre schwarz-rot-goldenen Fahnen schwenken, schallen von der anderen Seite Pfiffe und "Haut ab, haut ab"-Rufe herüber. Hunderte Gegendemonstranten haben sich hinter der Polizeiabsperrung aufgebaut, um gegen den nunmehr 13. Aufmarsch der islamkritischen Bewegung in der Elbestadt zu protestieren. Die stemmt sich heftig gegen Untergangsgerüchte.

Nach einer Woche Zwangspause hat "Pegida" an diesem Sonntag laut Polizei rund 17.300 Anhänger mobilisiert - das sind deutlich weniger als vor knapp zwei Wochen, als rund 25.000 auf der Straße waren. Demonstriert wurde diesmal nicht wie üblich montags. Überraschend hatten die "Pegida"-Organisatoren um Sprecherin Kathrin Oertel die Kundgebung auf Sonntag vorgezogen. Offiziell begründet wurde dies mit der "Sicherheit" und einem geplanten Großkonzert. Am Montagabend ist in der Dresdner Innenstadt ein großes Fest für Toleranz und Weltoffenheit geplant, initiiert vom Verein "Dresden - Place to be". Zahlreiche Musiker haben ihr Kommen zugesagt, darunter Herbert Grönemeyer, BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken und Adel Tawil.

"Pegida" tut alles, um das "Montags-Gratiskonzert" kleinzureden. Jetzt würden schon Stars nach Dresden geholt, "damit die ersehnte Schlagzeile kommt: 'Pegida verliert im direkten Vergleich'", ruft Oertel am Sonntag in die Menge auf dem Dresdner Theaterplatz. Womöglich steckt aber dahinter wirklich die Angst, dass zum ersten Mal in Dresden an einem Tag die Protestler in der Überzahl wären. Das könnte nach dem Abgang von "Pegida"-Gründer Lutz Bachmann, der vor wenigen Tagen wegen eines Fotos von ihm in Hitler-Pose und ausländerfeindlicher Äußerungen im Internet von seinen Funktionen zurückgetreten war, als weiteres Zeichen für den beginnenden Niedergang der islamkritischen Bewegung gewertet werden.

"Pegida" demonstriert an diesem Sonntag in Dresden daher Stärke, nachdem die vergangene Veranstaltung wegen Anschlagsdrohungen gegen Bachmann untersagt worden war. Die Kundgebung stellen die Organisatoren unter das Motto "Jetzt erst recht!"

"Pegida" versucht nicht nur, den Verlust von Bachmann zu kompensieren, der einer ihrer Führungsfiguren war. Die Bewegung sucht nun auch demonstrativ den Schulterschluss mit ihrem deutlich radikaleren Leipziger Ableger Legida. Legida-Organisator Silvio Rösler erklärt am Sonntag auf der Kundgebung in Dresden Differenzen mit "Pegida" für beendet. "Dresden und Leipzig marschieren in Zukunft Schulter an Schulter", tönt er. Noch vor wenigen Tagen hatte Oertel mit Unterlassungsklage gedroht, weil Legida nicht die "Pegida"-Kernforderungen übernehmen wollte.

Die Gegendemonstranten bieten "Pegida" indes weiter die Stirn. Am Sonntag sind laut Polizei rund 5000 einem Aufruf der Bündnisse "Dresden für alle", "Dresden nazifrei" und anderer Gruppen gefolgt. Am Montag werden dann zur Gegenveranstaltung "Offen und bunt - Dresden für alle!" erneut tausende Menschen erwartet.

Währenddessen sucht die Politik immer noch nach dem richtigen Umgang mit den Islamkritikern. Während die einen davor warnen, "Pegida" durch Gespräche aufzuwerten, plädieren andere für einen Dialog. Auf teils heftige Kritik stößt ein Auftritt von SPD-Chef Sigmar Gabriel bei einer Diskussion mit Pegida-Anhängern und -Gegnern am Freitagabend in Dresden. Kritiker sehen darin einen Dissens mit SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, die einen Dialog mit dem Bündnis strikt ablehnt.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte indes, die "Pegida"-Demonstrationen hätten Deutschlands Ansehen in der Welt bereits beschädigt. "Bei uns wird unterschätzt, welchen Schaden die fremdenfeindlichen und rassistischen Sprüche und Plakate der "Pegida" schon jetzt angerichtet haben", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag".

(AFP)
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