Entlassen aus türkischer U-Haft Peter Steudtner in Berlin gelandet

Berlin · Mehr als drei Monate saß Peter Steudtner in türkischer Untersuchungshaft. Am Donnerstag ist der Menschenrechtler nach Deutschland zurückgekehrt.

Menschenrechtler Peter Steudtner nach seiner Freilassung vor dem Gefängnis Silivri.

Menschenrechtler Peter Steudtner nach seiner Freilassung vor dem Gefängnis Silivri.

Foto: dpa, LP hjb pgr

Steudtner und sein mit ihm inhaftierter schwedischer Kollege Ali Gharavi trafen am Abend in Berlin ein. Sie waren mit einem Flugzeug aus Istanbul nach Deutschland geflogen.

Am Flughafen Tegel hatten schon tagsüber zahlreiche Menschen auf Steudtner gewartet. Der Menschenrechtler habe allerdings ohne "Teilnahme von Politik und Öffentlichkeit" ankommen wollen, teilte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) mit. Demnach sollte Steudtner auf Wunsch der Familie im privaten Rahmen wieder deutschen Boden betreten.

Steudtner wurde nach seiner Ankunft in Berlin auf einem nicht-öffentlichen Weg aus dem Flughafen gebracht und äußerte sich nicht.

"Der Alptraum hat ein Ende", sagte Müller weiter. Er dankte allen, die sich in den vergangenen Monaten mit Steudtner solidarisiert haben. Der SPD-Politiker lud den 45-Jährigen in das Rote Rathaus ein. Er freue sich auf den Besuch - "sobald er das möchte".

"Wir sind allen sehr dankbar"

Steudtner, sein schwedischer Kollege Ali Gharavi und sechs weitere inhaftierte Menschenrechtler waren in der Nacht zu Donnerstag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Steudtner sagte vor Journalisten: "Wir sind allen sehr dankbar, die uns rechtlich, diplomatisch und mit Solidarität unterstützt haben."

Das Gericht in Istanbul war einem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt. Das Verfahren wegen "Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation" beziehungsweise Unterstützung solcher Gruppen geht aber weiter. Die Verhandlung wird am 22. November fortgesetzt.

Bei der Freilassung soll Gerhard Schröder eine zentrale Rolle gespielt haben. Der frühere Bundeskanzler habe bei einem Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan erreicht, dass Steudtner aus der Haft entlassen wird, berichteten das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und Spiegel Online. Schröder ließ in Berlin erklären, dass er dazu keine Stellungnahme abgeben werde. Er freue sich gleichwohl über die Freilassung Steudtners.

Der Anwalt der ebenfalls in der Türkei inhaftierten deutschen Journalistin Mesale Tolu knüpft an die Freilassung Steudtners keine großen Erwartungen für seine Mandantin. "Die Politik der Türkei folgt zumindest an dieser Stelle keiner Rationalität", sagte der Berliner Jurist Dieter Hummel der "Frankfurter Rundschau". Tolu wurde am 30. April in Istanbul festgenommen. Sie arbeitete in Istanbul als Journalistin und Übersetzerin für die linke Agentur Etha.

(wer/csi/dpa)
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