Zahl der Unterstützer wächst rasant Petition: Aufklärung über Homosexualität an Schulen verhindern

Stuttgart · Diese Nachricht beherrschte die Schlagzeilen am Mittwoch: Thomas Hitzlsperger, 52-facher Fußball-Nationalspieler, hat sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Die Ausgrenzung von Schwulen und Lesben in Deutschland aber ist weit verbreitet. Das zeigt eine Online-Petition, die rasant Zuwachs erhält.

Das ist Thomas Hitzlsperger
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Foto: dpa, Marijan Murat

"Zukunft — Verantwortung — Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" - mit diesem Slogan werben die Initiatoren einer Online-Petition in Baden-Württemberg dafür, Homosexualität künftig nicht stärker im Unterricht zu thematisieren.

Während der ehemalige Fußballer Thomas Hitzlsperger für seinen Schritt, öffentlich zu erklären, schwul zu sein, von allen Seiten Respekt erhält, freuen sich die Organisatoren der Kampagne: Die Zahl der Unterstützer ist in den vergangenen beiden Tagen um jeweils 6000 gestiegen, pro Minute sind es zehn — derzeit haben fast 66.000 Menschen ihre Zustimmung ausgedrückt.

Noch 35.000 Unterschriften fehlen

Noch fehlen den Initiatoren der Online-Petition knapp 35.000 digitale Unterschriften, um ihr eigens gestecktes Ziel zu erreichen. Bis zum 19. Januar haben sie noch Zeit. Sollte es in dem Tempo der vergangenen Tage weitergehen, wird am 15. Januar die erforderliche Unterschriftenzahl erreicht sein.

Sind die 100.000 Unterschriften vorhanden, bedeutet dies im Umkehrschluss indes nicht, dass ein Quorum erreicht ist und das Land über die Beschwerde abstimmen muss. Über das Anliegen entscheidet nach Einreichen der Unterschriftenliste der Petitionsausschuss des Landtags von Baden-Württemberg.

Auslöser sind Pläne der grün-roten Landesregierung, die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" als Ziel im Bildungsplan 2015 festzuschreiben. Die Pläne zielten "auf eine pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung an den allgemeinbildenden Schulen", heißt es in der Petition.

"Bildungsplan grundlegend überarbeiten"

Auf der Petitionsseite nennen die Zeichner einen der Gründe für den Aufruf, gegen den Plan der Landesregierung in Stuttgart zu kämpfen: "Wir möchten auf den massiven Einfluss der LSBBTIQ-Interessenvertreter am Bildungsplan hinweisen. Deshalb verfolgen wir mit der Petition eine grundlegende Überarbeitung der Leitprinzipien des Bildungsplans 2015."

Mit LSBBTIQ ist das Landesnetzwerk Baden-Württemberg gemeint - ein "überparteilicher und weltanschaulich nicht gebundener Zusammenschluss von lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-transgender-intersexuell und queer Gruppen, Vereinen und Initiativen".

Grüne und SPD kritisierten am Mittwoch, viele Kommentare auf der Petitionsseite ließen auf "ein erschütterndes Maß an Homo- und Transphobie" schließen. Es sei wichtig, die Schule zu einem Ort der Vielfalt und Akzeptanz zu machen, sagte Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand.

Petitionszeichner ist ein Realschullehrer

Petitionszeichner ist Gabriel Stängle aus Rohrdorf, der beim Realschullehrerverband Baden-Württemberg im Referat für Erziehung, Bildung und Schulpolitik, arbeitet. Er kritisiert: "Der Ausgrenzung von homosexuellen Schülerinnen und Schülern muss entgegen getreten werden, sie darf nicht bagatellisiert werden. Genauso müssen aber auch alle anderen Formen von Ausgrenzung thematisiert werden. Eine Landesregierung, die sich das Ziel gesetzt hat, den Artikel 24 der UN-Konvention über die Rechte von Behinderten im Schulbereich konsequent umzusetzen, erwähnt die Begriffe 'Inklusion' oder 'Behinderte', in den Leitprinzipien mit keinem Wort."

Übrigens: Am Mittwoch wurde bekannt, dass es gegen Stängle bereits eine Strafanzeige und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gibt, wie ein Sprecher des Kultusministeriums der Nachrichtenagentur dpa bestätigte.

UPDATE, Freitag, 7.50 Uhr: Als Reaktion auf die Petition gegen mehr Aufklärung über Homosexualität an Schulen ist eine Gegenpetition gestartet worden. Der Zeichner des Aufrufs möchte die "die Umsetzung der 'Akzeptanz sexueller Vielfalt' unterstützen". Die Zahl der Unterstützer der Gegenpetition ist nach kurzer Zeit auf 7.500 gestiegen.

(nbe)
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