PISA-Studie Viele deutsche Schüler noch leistungsschwach

Berlin · Deutschland steht bei der PISA-Studie besser da als der Durchschnitt der getesteten Industrieländer. Das belegen die am Mittwoch veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchung. Trotzdem: Fast jeder fünfte 15-jährige Schüler gilt teilweise als sehr leistungsschwach.

 Deutsche Schüler machen Fortschritte - aber immer noch jeder fünfte ist zum Teil sehr leistungsschwach.

Deutsche Schüler machen Fortschritte - aber immer noch jeder fünfte ist zum Teil sehr leistungsschwach.

Foto: dpa, Jens Büttner

Trotz deutlichen Fortschritten, die die aktuelle PISA-Schulstudie belegt hat, sind in Deutschland weitere Anstrengungen notwendig, um den Anteil sehr leistungsschwacher Schüler zu verringern. Zu diesem Schluss kommt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in einer Sonderauswertung. Außerdem ist nach wie vor der soziale Hintergrund eines Jugendlichen ein entscheidender Risikofaktor für schlechte Noten.

Die Experten loben aber, dass innerhalb von knapp zehn Jahren der Anteil sehr leistungsschwacher Jugendlicher zurückging. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte ein neues Ganztagsschulprogramm und mehr Schulsozialarbeiter.

Deutschland steht laut der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung besser da als der Durchschnitt der bei der PISA-Studie getesteten Industrieländer. Im Jahr 2012 waren demnach 18 Prozent der 15-jährigen Schüler in Deutschland leistungsschwach in Mathematik, im OECD-Durchschnitt lag der Anteil bei 23 Prozent.

Ein ähnliches Bild ergab sich beim Lesen: Während in Deutschland 14 Prozent der Jugendlichen die notwendigen Anforderungen nicht erreichten, waren es im Schnitt der OECD-Länder 18 Prozent. In den Naturwissenschaften lagen die Anteile bei zwölf und 18 Prozent. In allen drei Bereichen waren in Deutschland neun Prozent leistungsschwach, im OECD-Durchschnitt zwölf Prozent.

In Deutschland sank der Anteil leistungsschwacher Schüler den Angaben zufolge zwischen den PISA-Studien 2003 und 2012 in Mathematik um vier Prozentpunkte und im Lesen um acht Prozentpunkte. In den Naturwissenschaften gab es keine Veränderungen seit 2006.

Die PISA-Studie definiert diejenigen Schüler als leistungsschwach, die in den getesteten Bereichen unter einem bestimmten Mindestniveau liegen. Die Gründe für die Leistungsschwäche von Schülern sind laut OECD vielfältig. In Deutschland und anderen Staaten besteht demnach unter anderem eine höhere Wahrscheinlichkeit dafür, wenn die betroffenen Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen kommen.

Verbesserungen gab es laut der jetzt vorgelegten Studie beispielsweise in Mathematik in so unterschiedlichen Ländern wie Deutschland, Brasilien, Mexiko, Polen, Portugal, Russland, Tunesien und der Türkei. Die Experten werteten dies als Beleg dafür, dass alle Länder - unabhängig etwa von ihrer Wirtschaftskraft - das Leistungsvermögen der Schüler verbessern können.

Auch vor Deutschland lägen aber noch große Herausforderungen, erklärte die OECD. Die Organisation regte unter anderem gezielte Unterstützung für benachteiligte Familien oder Schulen an.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack erklärte: "Die soziale Spaltung bleibt die Achillesferse unseres Bildungssystems." Gerade in sozialen Brennpunkten müsse mehr in gute Kitas und Ganztagsschulen investiert werden. Gebraucht würden 24.000 neue Lehrkräfte, 6000 Sozialarbeiter und 30.000 Erzieher an Schulen und Kitas.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte ein Bildungssystem, "in dem mehr Ressourcen dorthin fließen, wo sich Probleme konzentrieren". GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann verwies auf die Herausforderung, auch die zugewanderten und geflüchteten Kinder zu integrieren. Daher müsse das Bildungssystem "inklusiv statt selektiv" weiterentwickelt werden. Hoffmann warf der Kultusministerkonferenz vor, sich stattdessen "neuerdings besonders für Hochbegabte" zu engagieren, die aus privilegierten Schichten kämen.

(jif/KNA/AFP)
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