Uni Düsseldorf schwächt Vorwürfe ab Plagiatsaffäre: Wissenschaftler unterstützen Schavan

Düsseldorf · Während die Universität Düsseldorf ihre Vorwürfe im Plagiatsverfahren gegen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) abschwächt, erhält die Ministerin Unterstützung aus der Wissenschaft.

Das ist Annette Schavan
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Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen erklärte, die Aberkennung des Doktorgrades setze "Verfahrenselemente wie das Mehraugen-Prinzip, die Trennung von Begutachten, Bewerten und Entscheiden sowie eine angemessene Berücksichtigung des Entstehungskontextes voraus, dessen ... Bewertung nur auf der Basis einschlägiger fachwissenschaftlicher Expertise vorgenommen werden" dürfe.

Das zielt augenscheinlich auf das Prüfverfahren der Schavanschen Doktorarbeit durch die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Der Allianz gehören neben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) alle namhaften Forschungsgesellschaften an.

Auch aus der HRK selbst soll es Forderungen nach einem geordneten Verfahren an den Rektor der Düsseldorfer Uni, Hans Michael Piper, geben. Die Uni hatte in dieser Woche allerdings ein Rechtsgutachten vorgelegt, nach dem das Verfahren ordnungsgemäß verlaufe.

Die erziehungswissenschaftliche Dissertation "Person und Gewissen" hatte jedoch lediglich der fachfremde Prodekan der Philosophischen Fakultät vorgeprüft. Dieser unterstellt Schavan eine "leitende Täuschungsabsicht". Am Dienstag entscheidet der Fakultätsrat über die Einleitung des Verfahrens zur Aberkennung des Titels.

Uni Düsseldorf schwächt Vorwürfe ab

Die Universität Düsseldorf schwächt ihre Vorwürfe im Plagiatsverfahren gegen Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) ab. Die Promotionskommission erhebe nicht mehr den Vorwurf, Schavan habe in ihrer Doktorarbeit absichtlich getäuscht, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Allerdings habe sie in Kauf genommen, gegen gängige Regeln wissenschaftlichen Arbeitens zu verstoßen. Das Gremium spreche sich weiter dafür aus, ein Verfahren zur Aberkennung des Titels einzuleiten.

Schavan wird vorgeworfen, in ihrer 32 Jahre alten Doktorarbeit "Person und Gewissen" Textpassagen unsauber übernommen zu haben. Die Ministerin hat wiederholt beteuert, ihre Arbeit "nach bestem Wissen und Gewissen erstellt" zu haben. In einem im vergangenen Oktober bekannt gewordenen internen Prüfbericht wurde Schavan eine "leitende Täuschungsabsicht" bescheinigt. Am Dienstag (22. Januar) entscheidet die Universität darüber, ob ein Verfahren zur Aberkennung des Doktortitels eröffnet wird.

Das Nachrichtenmagazin "Focus" berichtete vorab, der emeritierte Philosophieprofessor Ludger Honnefelder habe im Auftrag Schavans eine Expertise erstellt. Darin werfe er dem Gutachter der Universität vor, sich vorwiegend an formalen Textvergleichen zu orientieren. Die maßgebliche Frage, "nämlich, ob die Arbeit einen selbstständig erarbeiteten wissenschaftlichen Beitrag erbringt, der die Vergabe des Doktortitels rechtfertigt", werde vom Berichterstatter der Universität, Stefan Rohrbacher, dagegen nicht erörtert.

(gö-/semi)
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