Fotos Politiker-Gesten in der Analyse
Politiker müssen in ihrem Beuf reden, reden, reden. Dabei haben sie zahlreiche Rhetorik-Tricks eintrainiert. Wir erklären mit Hilfe der Rhetorik-Expertin Marita Pabst-Weinschenk die Gesten der Kanzlerkandidaten der Wahlen 2009, Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Angela Merkel (CDU).
Das O.k-Zeichen
Es vermittelt die Botschaft "Alles in Ordnung" und soll das Gesagte positiv unterstützen.
Fingerspitzen
Sowohl Frank-Walter Steinmeier als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel haben es in ihrem Repertoire.
Das richtige Maß
Vor allem bei Merkel ist es oft zu sehen. Die Geste signalisiert Detailtreue, aber auch Beherrschbarkeit von Problemen. Sie passt gut zu Merkels Naturell, Dinge abzuwägen und strukturiert anzugehen.
Das richtige Maß
Dabei beherrscht die Physikerin übrigens sämtliche Schattierungen bis zum atomar kleinsten Sachverhalt.
Der Problem-Greifer
Nahe Verwandschaft zum Maßhalten. Steinmeier umfasst einen Sachverhalt mit beiden Händen, will ihn damit greif- und beherrschbar machen.
Zwei offene Hände
Wieder eine für Angela Merkel typische Geste, die sie oft verwendet. Sie signalisiert Tatkraft und Handlungsfähigkeit.
Die Faust
Ein Klassiker, der Entschlossenheit vermitteln soll, oft aber auch Aggression signalisiert.
Faust
Auch die Kanzlerin beherrscht den Klassiker der Rhetorik.
Zwei Fäuste
Wenn es sein muss übrigens auch beidseitig. Wer genauer hinschaut, erkennt aber einen fließenden Übergang zum Greifen. Dass kann - je nach Kontext - sogar einen gegenteiligen Eindruck bewirken, nämlich Zaudern und Unsicherheit.
Zwei Fäuste
Steinmeier zeigt die Doppelfaust in diesem Fall eindeutig. Er sagt damit "Wir packen das", zeigt Dynamik und Wille.
Der Handkantenschlag
Odt verwendet im Zusammenhang mit stakkatoartigem Aufzählen. Wirkt sehr rigide, signalisiert Stärke und lässt keinen Widerspruch zu.
Das Deckeln
Naher Verwandter des Maßhaltens oder Bemessens, signlisiert klare Vorstellungen, Kontrolle.
Das Spitzdach
Wieder eine typische Geste von Angela Merkel, leicht professoral. Sie zeigt damit innere Ausgewogenheit, grenzt damit aber auch den Gesprächspartner aus. "Darauf lass ich nichts kommen", scheint sie damit zu sagen.
Der erhobene Zeigefinger
Wieder ein Klassiker. Und was in der Schule gilt, gilt auch am Rednerpult: Der Zeigefinger erregt Aufmerksamkeit. Alles blickt auf diesen Punkt, ich habe was zu sagen.
Der erhobene Zeigenfinger
Mitunter kann das - eigenen Schulerlebnissen sei gedankt - auch etwas oberlehrerhaft wirken. Nicht zu oft verwendet.
Zwei erhobene Zeigefinger
Verändert die Wirkung, Steinmeier belehrt nicht, sondern dirigiert.
Der Zeigenfinger
Je nach Stoßrichtung kann er die Aufmerksamkeit auch auf den Gesprächspartner umkehren. Ein gutes Signal für den Zuhörer: Ich interessiere mich für dich.
Die offene Hand
Eine typische Steinmeier-Haltung. Sie zeigt Offenheit und geht auf den anderen zu, will etwas transportieren. Ein Standard bei jedem Rhetorik-Training.
Die offene Hand
Auch Merkel kennt sich damit aus. Wichtig bleibt immer: Nicht zu viel von der Innenfläche zeigen, das wäre eine Abwehrhaltung.
Die offene Hand
Öffnen sich bei der offenen Hand die Finger und weist die Handinnenfläche nach oben, bekommt sie etwas Beschwörerisches. Es geht weniger um Kommunikation mit dem Gegenüber als Tatkraft, aber auch Bodenständigkeit.
Die offene Hand
Gelegentlich nutzt Steinmeier diese Geste gleich doppelt. Die Wirkung bleibt dieselbe.
Die professorale Hand
Wer die Hand zu hoch hebt und mit den Fingerspitzen zu sich zeigt, wird zum Dozenten und läuft sogar Gefahr, als egoistisch wahrgenommen zu werden.
Die doppelte offene Hand
Merkel erweist sich in dieser Aufnahme als Expertin im "Auf-den-anderen-zugehen."
Kombinationen
Gesten, Mimik, Körpersprache und Verbales bilden immer ein großes Ganzes und wirken nur in ihrer Gesamtheit. Fast tänzerisch mutet Merkels Sprache auf dieser Aufnahme an.
Kombinationen
Dass das auch mal bei Profis schief gehen kann liegt wohl in der Natur der Sache.