Politischer Aschermittwoch der CSU in Passau Stammtisch-Angebote für die Rechte

Passau · Der Politische Aschermittwoch in Passau ist für die CSU fast so wichtig wie ein Parteitag: Standortbestimmung einer Partei, die krachledern und modern sein will. Und dieses Mal erstmals mit dem künftigen Ministerpräsidenten Markus Söder und ohne Parteichef Horst Seehofer.

 CSU-Anhänger kommen beim Politischen Aschermittwoch der CSU in die Dreiländerhalle.

CSU-Anhänger kommen beim Politischen Aschermittwoch der CSU in die Dreiländerhalle.

Foto: dpa, shp lof

Krankheiten kommen meistens zum ungünstigsten Zeitpunkt. Aber dieses Mal passt der grippale Infekt des CSU-Vorsitzenden zufällig ganz gut zum Politischen Aschermittwoch in Passau.

Wie sollte er es als Parteichef und Noch-Ministerpräsidenten hinkriegen, mehr als nur den Aufwärmer für seinen Nachfolger Markus Söder zu geben, sein eigenes Gewicht auf die Bühne bringen und gleichzeitig Söder in den Mittelpunkt zu stellen? So empfinden es viele CSU-Anhänger als durchaus passend: Der Neue übernimmt jetzt schon und markiert damit die Neuaufstellung der CSU im wichtigen Landtagswahljahr.

Zuvor ist bei der Jahresauftakt-Klausur in Kloster Seeon schon ein anderer aus dem Schatten des Vorsitzenden getreten: Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sprach mit Getöse betont rechts. Söder will daran anknüpfen und sich mit seiner CSU "nicht nur in der Mitte tummeln, sondern ein Angebot für die Rechte machen".

Der legendäre Franz Josef Strauß, dessen Poster schon in Söders Jugendzimmer hing, habe Recht mit seiner strategischen Ausrichtung, wonach es rechts neben der Union keine demokratisch legitimierte Kraft geben dürfe. Das ist die Furcht der CSU mit Blick auf die Landtagswahlen, dass nicht nur FDP und Freie Wähler im bürgerlichen Lager Stimmen holen, sondern auch die AfD wichtige Prozentpunkte von der CSU abknapsen könnte. Auch das macht der Aschermittwoch deutlich: Anfangs eine Domäne der CSU, laden nun auch SPD, FDP, Grüne, Freie Wähler, Linke und AfD zu eigenen Aschermittwochsterminen nach Bayern.

Söders eigener strategischer Ansatz macht an den Erfahrungen in den zurückliegenden zähen Sondierungen und Koalitionsverhandlungen fest: Wenn sich das bürgerliche Lager weiter atomisiere, führe dies nur zu weiteren instabilen großen oder Mehrparteien-Koalitionen. Der Gedanke an die jüngsten "Chaos-Tage" im "Chaos-Stunden-Takt" bei der SPD lässt Gäste und Funktionäre in der Halle schütteln.

Die Inszenierung der CSU geht in die andere Richtung, suggeriert große Einigkeit einer Volkspartei mit dem feiernden Volk. So hat die Regie die Bühne als Stammtisch dekoriert, sprechen die Granden der CSU mitten aus diesem Stammtisch heraus. Aber ein großer Hashtag weist den Gästen den Weg: Die Partei will die Lufthoheit sowohl über den analogen Stammtischen als auch bei den digitalen Stammtischparolen.

Natürlich findet es auch der künftige Ministerpräsident "schade, dass Horst Seehofer nicht kann". Mit Blick auf CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sagt er: "Dann müssen wir es halt alleine rocken - das schaffen wir schon."

Niemand in der Dreiländerhalle, die sich schon zwei Stunden vor dem Start mit Tausenden von CSU-Fans aus ganz Bayern und vielen Regionen Deutschlands füllt, glaubt, dass es Söder schwer fallen dürfte, ohne Seehofer im Mittelpunkt der CSU zu stehen. Wohl am allerwenigsten ihm.

Und mancher fragt sich, ob die Grippe einen Eindruck davon vermittelte, wie lange die geplante Doppelspitze aus Söder als Regierungs- und Seehofer als Parteichef dauern muss.

(may-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort