Gedenkfeier für Protestler im Iran Polizisten verwehren Mussawi Zugang zum Grab

Teheran (RPO). Mit dem Einsatz von Tränengas ist die iranische Polizei gegen mehrere tausend Demonstranten in Teheran vorgegangen. Die Menschenmenge versammelte sich am Donnerstag am Grab der 27-jährigen Musikstudentin Neda Agha Soltan, die als Märtyrerin der Protestbewegung gegen die Präsidentschaftswahl im Juni verehrt wird. Polizisten hinderten Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi daran, zu dem Grab zu gelangen.

2009: Globale Proteste gegen Ahmadinedschad
11 Bilder

2009: Globale Proteste gegen Ahmadinedschad

11 Bilder

Die Polizei ging gegen die Menge vor, als der Oppositionspolitiker Mahdi Karrubi eine Ansprache halten wollte. Der Präsidentschaftskandidat bei der Wahl im Juni musste nach Angaben aus Oppositionskrisen fliehen, mehrere seiner Begleiter wurden geschlagen.

Anschließend nahmen mehrere tausend weitere Demonstranten an Protesten in anderen Vierteln der Hauptstadt teil. Auch dort kam es wieder zu Zusammenstößen mit der Polizei. Als Reaktion auf den Einsatz von Tränengas setzten Regierungsgegner auf der Waliasr-Straße Reifen und Mülltonnen in Brand.

"Neda lebt, Ahmadinedschad ist tot"

"Neda lebt, Ahmadinedschad ist tot", riefen Demonstranten mit Blick auf Staatschef Mahmud Ahmadinedschad, der nach der umstrittenen Wahl vom 12. Juni eine zweite Amtszeit angetreten hat. Mit den Kundgebungen vom Donnerstag wollte die Protestbewegung der Toten in ihren Reihen gedenken - 40 Tage nach dem gewaltsamen Tod von Neda.

Nach Ablauf dieser Frist finden nach islamischer Tradition stets Gedenkfeiern statt. Die Demonstranten versammelten sich dazu auf dem Friedhof Behescht e Sahra im Süden von Teheran. Eine Trauerfeier in der Mossalla-Moschee im Stadtzentrum wurde verboten. Dort versammelten sich aber ebenfalls mehrere tausend Menschen trotz massiver Polizeipräsenz.

Insgesamt kamen 30 Menschen ums Leben

Neda war eine von zehn Regierungsgegnern, die bei gewaltsamen Zusammenstößen am 20. Juni ums Leben kamen. Insgesamt kamen bei den Protesten nach Angaben eines Parlamentsausschusses 30 Menschen ums Leben.

Zwei prominente iranische Filmemacher wurden am Donnerstag festgenommen, als sie an Nedas Grab Blumen niederlegen wollten. Einer von ihnen ist Dschafar Panahi, dessen Film "Der Kreis" aus dem Jahr 2000 auch in Deutschland gezeigt wurde. Der Film beschäftigt sich kritisch mit der Situation von Frauen im Iran und wurde dort verboten. Zusammen mit Panahi wurde die Dokumentarfilmerin Mahnas Mohammadi festgenommen.

(AFP/tim)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort