Neuer Schützenpanzer der Bundeswehr Der "Puma" – 1088 PS für zwölf Millionen Euro

Unterlüß · Ein großer Tag für die Bundeswehr: Am Mittwoch hat das Heer in der Lüneburger Heide den modernsten Schützenpanzer der Welt erhalten, produziert von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann. Probleme mit der Finanzierung und der hochkomplexen Technik waren bei der Übergabe nur ein Randthema.

Das ist der Schützenpanzer "Puma"
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Foto: Helmut Michelis

Nach 44 Jahren hat die Bundeswehr am Mittwoch endlich einen neuen Schützenpanzer erhalten. Der "Puma", von dem 350 Fahrzeuge beschafft werden, ist aufgrund der geringen Stückzahl (vom Vorgänger "Marder" wurden mehr als 2100 gebaut) nicht nur der modernste, sondern auch der teuerste Schützenpanzer der Welt: Ein einzige Exemplar kostet, umgerechnet auf den gesamten Systempreis, mehr als zwölf Millionen Euro.

Dafür setzt der "Puma" – in der Technik ähnlich komplex wie ein Verkehrsflugzeug, international Maßstäbe – beim Schutz der Besatzung ebenso wie in der computervernetzten Kampfkraft und weltweiten Beweglichkeit.

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Foto: dpa, lof

Denn er wurde maßgeschneidert für den Transport im neuen Militär-Airbus A 400M – möglich macht es ein Bausatz-System: Die Basis-Version ist leichter gepanzert, bietet aber vollständigen Minenschutz. In dieser "Schutzstufe A" wiegt der "Puma" 31,5 Tonnen. Je nach Lage erhält er eine zusätzliche Seiten- und Turmpanzerung. Vier Panzer passen in fünf Airbus; im fünften Flugzeug befinden die Schutzmodule und die Ausrüstung.

Oberstes Ziel war es, die Besatzung vor allen möglichen Bedrohungen zu schützen, auch vor Sprengfallen und Raketen. Die Stoß- und Druckwelle einer Mine würden zum Beispiel durch Spezialsitze mit einem Gurtsystem abgefangen; es gibt keine direkte Verbindung mehr zur Wanne. Die Feuerlöschanlage bekämpft Brände und Explosionen in 150 Millisekunden. Die Panzergrenadiere erhielten "eine sichere Festung", sagte der Rheinmetall-Vorstandsvorsitzende Armin Papperger bei der Schlüsselübergabe in Unterlüß in der Lüneburger Heide. "Der 'Puma*' ist das leistungsfähigste moderne Gefechtsfahrzeug, das es weltweit gibt. Das ist ein großer Tag auch für die Bundeswehr."

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Foto: Bundeswehr

Als der Haushaltsausschuss des Bundestages die Bestellung der Panzer 2009 genehmigte, sollte das wichtigste Zukunftsprojekt des Heeres "nur" 3,1 Milliarden Euro kosten. Papperger widersprach aber energisch Behauptungen, die Kosten für den "Puma" – das Gesamtvolumen umfasst jetzt rund 4,3 Milliarden Euro – seien aus dem Ruder gelaufen. Das Gegenteil sei der Fall: "Es gibt keine Kostensteigerung seitens der Industrie."

Wünsche der Bundeswehr, unter anderem nach einer verbesserten Funkausstattung hätten in den elf Entwicklungsjahren für Mehrkosten gesorgt. "Außerdem wurde in dieser Zeit die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent erhöht. Als das Projekt noch 'Igel' hieß, gab es auch noch keinen Afghanistan-Einsatz. Wir hätten uns gewünscht, den Panzer früher zur Truppe zu bringen."

Markus Grübel, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, deutete die Probleme rund um das hochkomplexe System mit dem Satz an: "Wir sind noch nicht am Ziel." Wegen des reduzierten Gewichts für den Lufttransport ist nur eine 30-mm-Schnellfeuerkanone eingebaut worden – zu schwach gegen moderne Kampfpanzer, kritisieren manche Experten. Ein Abwehrraketensystem wird nun nachgerüstet.

Und es gab bei dem hochkomplexen System, das in der Wüste genau so funktionieren soll wie bei arktischen Minustemperaturen, viele technische Probleme, unter anderem mit dem Fahrwerk. Der "Puma" sei noch nicht einsatzreif, sagte der Heeres-Generalleutnant Rainer Korff bei der Schlüsselübernahme. Doch das Heer freue sich auf den neuen Spitzenpanzer und könne nun auch mit der Ausbildung der Besatzung und Techniker beginnen.

(mic)
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