Düstere Aussichten für Kopenhagen Röttgen erklärt Einigung zu "Schicksalsfrage" für den Planeten

Singapur/Berlin (RPO). Drei Wochen vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen sind die Aussichten düster. Eine verbindliche Einigung scheint nach der Absage von US-Präsident Barack Obama und den Apec-Staaten weiter entfernt denn je. Jetzt richtet sich Umweltminister Röttgen mit einem dramatischen Appell an die Politiker.

 Norbert Röttgen glaubt: "Deutschlands beste Jahre kommen noch".

Norbert Röttgen glaubt: "Deutschlands beste Jahre kommen noch".

Foto: ddp

Bundesumweltminister Norbert Röttgen sagte dem "Focus" mit Blick auf Kopenhagen: "Es gibt keine Alternative zum Erfolg." Er fügte an: "Ein Teil des Erfolgs ist, dass alle dabei sind. Dazu gehören zwingend auch die USA." Es gehe in Kopenhagen "nicht um abstrakte Expertendiskussionen", sondern um eine Schicksalsfrage: "Überlebt unser Planet oder geht er bald unter?"

Werde der Klimawandel nicht gestoppt, würden Hunderte Millionen Menschen in Afrika von Wassermangel bedroht. "Dann haben wir ein gigantisches Flüchtlingsdrama", sagte Röttgen.

Die Gipfelbemühungen hatten am Wochenende bereits einen empfindlichen Dämpfer erhalten. In Kopenhagen sei kein verbindliches Abkommen zum weltweiten Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen, erklärten US-Präsident Barack Obama und die übrigen Teilnehmer des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) in Singapur.

Zu dem Treffen war eigens der dänische Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen geeilt, um einen Erfolg in Kopenhagen doch noch zu ermöglichen. Obamas Sicherheitsberater Michael Froman erklärte jedoch, Kopenhagen solle lediglich Vorgaben für ein verbindliches Abkommen machen. Der Vertrag selbst könne aber frühestens bei einem weiteren Klimagipfel im kommenden Jahr in Mexiko-Stadt erreicht werden.

"Es gab eine Einschätzung der Staats- und Regierungschefs, dass es unrealistisch ist, in den 22 Tagen zwischen heute und Kopenhagen ein vollständiges internationales und rechtlich bindendes Abkommen zu erwarten," sagte Froman. Obama habe diese Haltung unterstützt und erklärt, das Perfekte sollte nicht der Feind des Guten sein. Ob Obama selbst nach Kopenhagen reist, war weiter offen.

Schwierigkeiten im Detail

Dass bei der seit zwei Jahren vorbereiteten UN-Konferenz in Kopenhagen kein verbindlicher Vertrag zustande kommt, hatte sich bereits seit einigen Monaten angedeutet. Zu gering waren die Fortschritte bei Vorverhandlungen seit der historischen Klimakonferenz auf Bali 2007.

Schon damals hatte die Staatengemeinschaft fest vereinbart, dass ein neues Klimaabkommen geschlossen wird. Es soll verbindliche Ziele zur Senkung von Treibhausgasen ebenso enthalten wie Finanzierungszusagen für Entwicklungsländer. Im Detail gestaltet sich der Vertrag aber äußerst schwierig. Nun verlangen Umweltschützer, dass in Kopenhagen zumindest Zielvorgaben verbindlich zugesagt werden.

Frankreich und Brasilien machen Zusagen

Frankreich und Brasilien bekannten sich zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 50 Prozent bis zum Jahr 2050. Das gilt als Mindestbedingung, um die Erwärmung des Globus auf zwei Grad zu beschränken und die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und sein brasilianischer Gast Luiz Inacio Lula da Silva wollen persönlich nach Kopenhagen reisen, um die Staatengemeinschaft von ambitionierten Maßnahmen zu überzeugen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ebenfalls angekündigt, bei Aussicht auf einen Erfolg in die dänische Hauptstadt zu fahren.

(AP/ndi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort