Altkanzler Helmut Schmidt und das Rheinland

Düsseldorf · Während seiner Amtszeit als Kanzler musste der Hamburger Helmut Schmidt seinen Lebensmittelpunkt von der Hansestadt an den Rhein verlegen. An der damaligen Bundeshauptstadt Bonn ließ er kaum ein gutes Haar. Mit dem Rheinland wurde der Altkanzler nie wirklich warm.

 Helmut und Loki Schmidt im Garten des Kanzleramtes in Bonn.

Helmut und Loki Schmidt im Garten des Kanzleramtes in Bonn.

Foto: dpa, ow ss ase

"Als deutsche Hauptstadt ein trauriger Witz, aber Realität" — so charakterisierte Helmut Schmidt einst die damalige Bundeshauptstadt Bonn. Und seine Frau Loki, genauso bekennende Hamburgerin wie der Altkanzler, sagte später über den Wechsel nach Bonn: "Mir ist der Umzug auf den Magen geschlagen", wie das Hamburger Abendblatt einmal schrieb. Acht Jahre lang lebten die beiden ab 1974 im Kanzlerbungalow, dessen Wohnräume Schmidt mit "Schlafwagenabteilen" verglich.

Einer, der sich an Schmidts Zeit in Bonn erinnern kann, ist der damalige Bonner Büroleiter der Rheinischen Post, Heinz Schweden. Seiner Einschätzung nach war dem Hamburger Schmidt die rheinische Leichtigkeit suspekt. Viel gesprochen hätten sie nicht über das Rheinland, aber im Zusammenhang mit Karneval ist ihm doch eine Anekdote in Erinnerung geblieben.

Damals — genauso wie heute — kamen die Prinzenpaare auch ins Kanzleramt. Die Tanzmariechen hätten dann immer einen Spagat auf dem Kabinettstisch gemacht — und das hätte Schmidt gar nicht gefallen. Ein Beispiel, das zeigt, wie wenig der nüchterne Hamburger mit der rheinischen Lebensart anfangen konnte.

Doch einmal ließ sich Schmidt dann doch überzeugen. Als er einst einen "Flönz-Orden" (eine Blutwurst zum Umhängen) überreicht bekam, habe der damalige Kanzler gefragt, ob er denn auch einen für seine Frau bekommen könnte. Denn das sei wenigstens ein sinnvoller Orden — weil man ihn essen könne.

(das)
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