Ex-Verteidigungsminister klagt an Rühe: Regierung verharmlost Afghanistan-Einsatz

Kabul/Paris (RPO). Schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung: Nach Ansicht des ehemaligen Bundesverteidigungsministers Volker Rühe (CDU) verharmlost die Berliner Koalition die Gefahr des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Auch heute forderte der Militäreinsatz am Hindukusch wieder Opfer. Drei Nato-Soldaten starben durch einen Sprengsatz.

Was auf deutsche Kampftruppen in Afghanistan zukommt
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Foto: ddp

Anlässlich des Todes zehn französischer Soldaten warf Rühe der Bundesregierung eine Verharmlosung des Einsatzes und Versagen in der Außendarstellung vor. "Unsere Soldaten sind Kämpfer in diesem Krieg", sagte Rühe der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe).

Die Bundesregierung versage bei der Kommunikation, da in Deutschland der Eindruck herrsche, in Afghanistan werde "bewaffnete Entwicklungshilfe" geleistet. "Tatsächlich sind wir im Krieg gegen aufständische Taliban."

Rühe setzt sich dafür ein, dass deutsche Soldaten in ganz Afghanistan bei Bedarf an Kampfeinsätzen an der Seite von Nato-Verbündeten teilnehmen. Zugleich verlangte der frühere CDU-Generalsekretär, dass die Nato klare Ziele für den Einsatz in Afghanistan formulieren müsse. Falls diese nicht erreicht würden, müsse die Allianz diese Mission neu bewerten.

Auch heute starben wieder Soldaten Auch am Donnerstag, zwei Tage nach dem schweren Anschlag auf französische Soldaten, starben wieder Nato-Soldaten. Drei polnische Soldaten fuhren am Mittwoch in der zentralen Provinz Ghasni mit ihrem Auto über einen versteckten Sprengsatz, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP am Donnerstag unter Berufung auf Armeeoffiziere meldete. Ein weiterer Soldat sei bei der Explosion schwer verletzt worden.

Trauerfeier in Paris Frankreich ehrte seine zehn am Montag in einem Hinterhalt getöteten Soldaten mit einer Trauerfeier in Paris. Präsident Nicolas Sarkozy sagte bei der Zeremonie am Invalidendom, es müssten nun "alle Lehren" aus dem Vorfall gezogen werden.

"Kampf gegen Barbarei" "Heute ist für die französische Nation ein Trauertag", sagte Sarkozy bei der Trauerfeier für die getöteten Soldaten. Diese hätten "Mut und Zähigkeit" im Kampf gegen Barbarei und Terrorismus bewiesen. Nun müssten "alle Lehren" aus dem Vorfall gezogen werden, dies sei Frankreich ihren Familien schuldig und allen seinen Soldaten, damit diese "sich niemals in einer ähnlichen Situation wiederfinden".

Die Kämpfe dauern an Bei Kämpfen im Nordosten Afghanistans töteten afghanische und internationale Truppen nach Koalitionsangaben mehr als 30 Aufständische. Die Truppen hätten am Mittwoch Luftunterstützung angefordert, nachdem sie in der Provinz Laghman von Rebellen beschossen worden seien, teilte die US-geführte Koalition mit. Der Luftangriff sei erst erfolgt, nachdem Zivilisten die Gegend verlassen hätten, es gebe keine Hinweise auf zivile Opfer. Dagegen sagte ein afghanischer Arzt, ein Kind sei getötet und rund 20 Dorfbewohner seien verletzt worden.

Überraschungsbesuch von Brown Der britische Premierminister Gordon Brown erklärte bei einem unangekündigten Besuch in Afghanistan, sein Land sei "zutiefst entschlossen", Afghanistan in seinem Kampf gegen die Taliban und auf seinem Weg zur Demokratie zu unterstützen. Zugleich kündigte Brown zusätzliche Entwicklungshilfen von umgerechnet rund 82 Millionen Euro sowie Unterstützung bei Ausbildung und Training afghanischer Sicherheitskräfte an.

Nach einem Truppenbesuch in der südlichen Provinz Helmand traf Brown den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Kabul. Rund 8500 britische Soldaten sind mit der ISAF in Afghanistan stationiert. Der britische Premier befand sich auf dem Weg nach Peking, wo er am Sonntag an der Abschlussfeier der Olympischen Spiele teilnehmen wollte.

(afp)
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