Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Ex-Ministerin auf Promillefahrt
Meinung | Berlin · Sie ist das Gesicht der FDP, wenn es um den liberalen Rechtsstaat geht. Nun aber ist die ehemalige Justizminister Sabine Leutheusser-Schnarrenberger selbst in die Mühlen der Justiz geraten. Sie bewältigt es menschlich.
Nach dem Ministeramt ist die Vorzeige-Liberale auch ihren Lappen los. Die bayerische Politikerin war am Faschingsdienstag mit, wie sie sagt, "etwa 0,8 Promille" Alkohol im Blut erwischt worden — und musste die Fahrt nach Hause dann mit dem Taxi beenden.
Klare Ansage in der Öffentlichkeit
Ein peinliches Vorkommnis, und man hätte hier in der öffentlichen Kommunikation manches falsch machen können. Schließlich hat die FDP schon so manche Krisenkommunikation vergeigt. Doch Leutheusser zeigt, wie ein Profi mit öffentlichkeitswirksamen Rückschlägen umgeht.
Sie versuchte ihre Einschätzung, noch fahrtüchtig zu sein, damit zu begründen, dass sie eine mehrstündige Trinkpause eingelegt und deshalb angenommen habe, genügend Alkohol abgebaut zu haben.
In bester Trink-Gesellschaft
Dabei sieht sie sich sicherlich in guter Gesellschaft: Auch der damalige bayerische Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU) hatte öffentlich erläutert, dass man auch nach zwei Maß Bier noch Auto fahren könne — wenn man die zwei Liter nicht in zwei Stunden trinke sondern auf sechs Stunden verteile. Später ruderte allerdings auch er zurück und ergänzte die Aussage um einen ironischen Hintergrund: so als sei es fraglich, ob in den Glaskrügen beim Oktoberfest auch tatsächlich immer eine ganze Maß Bier enthalten sei.
Ohne Umschweife räumte Leutheusser-Schnarrenberger jedoch zugleich ihre Schuld ein und versicherte, dass dies "nie mehr vorkommen" werde. Sie hat auch keine Probleme damit, wie jeder andere die Folgen zu tragen: Geldstrafe und vermutlich einmonatiger Führerscheinentzug.
Sie kann nun als Beispiel dienen
Vor größerer Schmach rettet sie auch die Programmatik der FDP. Hätten die Liberalen sich — wie die Grünen — die Absenkung der Promillegrenze auf 0,0 auf die Fahnen geschrieben, wäre es sicherlich kritisch gewesen, besonders wenn Leutheusser-Schnarrenberger als Justizministerin an entsprechenden Vorstößen beteiligt gewesen wäre.
Doch die Liberalen vertraten stets die Position, dass die Null-Promille-Absicht "reine Symbolpolitik" sei und daher "unverhältnismäßig". Sie werde, schrieben die Liberalen, "Personen mit problematischem Trinkverhalten nicht abschrecken".
Leutheusser-Schnarrenbergers Erlebnis kann nun als Beispiel dienen, dass ein kalkuliertes Trinkverhalten am Ende auch problematisch sein kann. Aus ihrem Schaden können ganze Partygesellschaften klug werden.