Ärger um Sahra Wagenknecht Gift und Galle bei der Linken

Berlin · Die Verluste bei den Landtagswahlen lassen bei der Linken alte Wunden aufbrechen. Nun giften Gregor Gysi und Katja Kipping gegen Sahra Wagenknecht. Bisweilen wird es persönlich.

Nach den schlechten Wahlergebnissen der Linken hat Fraktionschefin Sahra Wagenknecht davor gewarnt, AfD-Wähler generell als Rassisten auszugrenzen. "Natürlich darf man nicht pauschal alle Menschen, die sich angesichts hoher Flüchtlingszahlen noch stärker um Arbeitsplätze, Sozialleistungen, Wohnungen und steigende Mieten sorgen, in eine rassistische Ecke stellen", sagte sie der "Welt am Sonntag". Das gelte auch für Wähler der AfD.

Wagenknecht hatte kurz vor den Landtagswahlen vor einer Woche mit Äußerungen zur Flüchtlingspolitik für Unmut in ihrer eigenen Partei gesorgt. Sie hatte unter anderem gesagt, nicht alle Flüchtlinge könnten nach Deutschland kommen. Es gebe "Kapazitätsgrenzen".

Parteichefin Katja Kipping distanzierte sich davon, der frühere Fraktionschef Gregor Gysi machte Wagenknecht sogar für die schlechten Wahlergebnisse mitverantwortlich.

Vertreter des linken Parteiflügels nahmen Wagenknecht am Wochenende in Schutz. Die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen nannte das Verhalten Kippings und Gysis "armselig und durchschaubar".

"Unsachliche Kritik an Sahra Wagenknecht sollte man dem politischen Gegner überlassen", sagte Dagdelen der Deutschen Presse-Agentur.
"Jahrelange persönliche Abneigungen gegenüber Sahra Wagenknecht öffentlich weiter zu pflegen, ist gerade in der jetzigen Situation nicht hilfreich."

Die Bundestagsabgeordnete Heike Hänsel nannte die Kritik Kippings an Wagenknecht unredlich. "Solche Denunziationen müssen aufhören." Es müsse eine sachliche Debatte über die Wahlniederlagen geführt werden.

Die Linke hatte in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg den Einzug in die Landtage verpasst und in Sachsen-Anhalt deutlich Stimmen verloren. Wagenknecht sagte, die Linke habe sich zu sehr für den Flüchtlingskurs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) "mitverhaften" lassen. "Flüchtlinge mit Großmutsgeste aufnehmen, aber gleichzeitig mit Waffenlieferungen in alle Welt dafür sorgen, dass blutige Kriege weiter eskalieren und immer mehr Menschen aus ihrer Heimat vertreiben, das ist keine fortschrittliche oder menschliche Politik."

Wagenknecht gehört zum linken Parteiflügel und war früher Wortführerin der innerparteilichen Gruppierung "Kommunistische Plattform". Gysi zählt zu den gemäßigten Reformern. Kipping wird einer Gruppierung zugerechnet, die zwischen den beiden Flügeln steht und "Mittelerde" genannt wird.

(dpa)
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