Neuer Vorschlag Samstags wieder zur Schule

Hamburg (RPO). Erst sollten Schüler das Abitur schneller schaffen, jetzt ist aber die Belastung viel zu hoch. Ein neuer Vorschlag bereichert die Diskussion: An Samstagen soll wieder unterrichtet werden.

Der Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) kritisierte einen Vorschlag seiner Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU), den Samstag wieder in die Schulwoche einzubeziehen. Bildungsforscher Klaus Hurrelmann wies unterdessen auf die Gefahren hin, die Schulzeitverkürzung und Stoffverdichtung den Schülern bringen könnten.

Hurrelmann hält es für möglich, dass der erhöhte Druck auf die Schüler zu einer Zunahme an depressiven Stimmungen, Aggressionen und Süchten führt. "Das ist leider nicht auszuschließen", sagte der Bielefelder Professor für Sozial- und Gesundheitswissenschaften der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bei acht oder neun Stunden Unterricht an einem Tag könnten Schüler nicht die erwartete Leistung bringen. Insbesondere zwischen 12.00 und 14.00 Uhr sei es aus biologischen Gründen unmöglich, Höchstleistungen zu schaffen.

Als einen Vorschlag zur Entlastung hatte die Hamburger Bildungssenatorin Dinges-Dierig den Samstagsunterricht ins Gespräch gebracht. "Den Sonnabend in die Schulwoche einzubeziehen, ist eine gute Möglichkeit, die Belastung der Schüler zu entzerren", sagte sie der Zeitung "Die Welt". Sie persönlich halte davon sehr viel. Es könne besser sein, den Unterricht auf sechs anstatt auf fünf Tage zu verteilen.

Bürgermeister von Beust distanzierte sich umgehend von dem Vorstoß seiner Senatorin und Parteigenossin. Dies sei ihre Privatmeinung und mit ihm nicht abgesprochen, sagte er dem Sender NDR 90,3 und stellte klar: "Die Entscheidungskompetenz in dieser Sache habe ich." Den Samstag sieht von Beust demnach als wichtigen Bestandteil des Familien-Wochenendes. Das sei der Tag, an dem Eltern und Kinder mal gemeinsam etwas unternehmen oder gemeinsam einkaufen gehen könnten, sagte er dem Sender. Deshalb werde der Samstag nicht wieder zum normalen Schultag werden.

Auch der Hamburger Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnte den Vorschlag ab. "Eine Sechs-Tage-Woche für Schüler und Lehrer ist familienfeindlich", erklärte der Vorsitzende Klaus Bullan. Kinder bräuchten Zeit, die sie mit ihrer Familie, mit Freunden oder nur mit Faulenzen verbringen könnten.

Der Deutsche Elternverein in Kiel hingegen begrüßte den Vorstoß von Dinges-Dierig. "Außer dem Schaden für die Bequemlichkeit spricht nichts gegen den Sonnabend als Schultag", erklärte der Vorsitzende Ulrich Kliegis und forderte den Samstag sogar für alle Schularten. Viele Eltern und Lehrer schätzten den Samstag für Klassenarbeiten oder die Vertiefung von Lerninhalten. Auch erleichtere die kürzere zeitliche Distanz zum Montag den Wiedereinstieg in den Unterrichtsstoff. Kliegis betonte jedoch auch, dass mit der achtjährigen Abiturzeit die Leistungsfähigkeit der Kinder überschritten werde.

Unterdessen wurde ein Hamburger Gymnasium bereits gegen die vermeintliche Überforderung der Schüler aktiv und setzte Entspannung auf den Stundenplan. Mit Mitteln einer Stiftung leistet sich die Schule laut "Hamburger Abendblatt" eine freiberufliche Trainerin. Ab März soll die Kommunikationsberaterin mit interessierten Lehrern Techniken zur Entspannung üben, damit diese künftig in der Mittagspause Kurse für die Schüler anbieten könnten.

(ap)
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