Präsidentschaftskandidat in Unfall verwickelt Schock für Gauck in München

München (RPO). Eine Woche vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten ist der rot-grüne Kandidat Joachim Gauck in München in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt worden. Gauck selbst blieb jedoch unverletzt, als sein Wagen am Mittwoch einen Fahrradfahrer erfasste. Dessen Zustand wurde am Nachmittag von der Polizei als "sehr kritisch" bezeichnet, am späten Nachmittag war er aber außer Lebensgefahr.

Joachim Gauck – Bundespräsident und Bundesbeauftragter für Stasi-Akten
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Das ist Joachim Gauck

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Foto: ddp

Nach dem Unfall mit einem Fahrradfahrer in München hat sich Bundespräsidentenkandidat Joachim Gauck persönlich nach dem Gesundheitszustand des Unfallopfers erkundigt. Wie ein Sprecher der SPD-Landtagsfraktion am Mittwoch auf ddp-Anfrage sagte, war der Kandidat von SPD und Grünen für das Amt des Bundespräsidenten dazu selbst im Krankenhaus, in das der schwer verletzte 29-Jährige gebracht worden war.

Gauck befand sich auf dem Rückweg von seiner Vorstellung im bayerischen Landtag, als das Unglück geschah. Er saß auf der Rückbank. Am Steuer der Limousine war ein Berufsfahrer des Landtags, den offenbar keine Schuld an dem Unfall trifft.

Der Fahrradfahrer war laut Polizei in falscher Richtung auf einem Radweg unterwegs und fuhr für Gaucks Fahrer nicht sichtbar zwischen zwei Autos auf die Straße. Dort erfasste die Limousine den 29 Jahre alten Mann. Er prallte über die Motorhaube gegen die Frontscheibe und wurde danach einige Meter vom Auto weggeschleudert.

Erfolgreicher Auftritt im Bayerischen Landtag

Damit wurde der erfolgreiche Auftritt von Gauck im Landtag überschattet. Der Präsidentschaftskandidat stieß bei den Freien Wählern auf große Zustimmung. Deren Fraktionschef Hubert Aiwanger sagte nach dem Treffen, er sei ein "überzeugter Wähler" von Gauck. Nach seinem Eindruck tendiere auch die Mehrheit der Abgeordneten der Freien Wähler im Moment zu dem Kandidaten von SPD und Grünen.

Aiwanger fügte hinzu, es gebe in dieser Frage jedoch keinen Fraktionszwang. Am Samstag werde man den schwarz-gelben Kandidaten Christian Wulff (CDU) treffen. Die Landtagsfraktion der Freien Wähler stellt zehn Delegierte bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten am 30. Juni.

Freie Wähler für Gauck

Gauck sagte, bei den Freien Wählern handele es sich um "geerdete" Menschen. Man habe sich bei dem Treffen sehr gut verstanden. Gauck stellte sich zudem bei einer Veranstaltung von SPD und Grünen vor, zu der alle Landtagsabgeordneten eingeladen waren. Daran nahmen zeitweise auch Politiker von FDP und CSU teil.

FDP-Fraktionschef Thomas Hacker sagte der Nachrichtenagentur ddp, es gehöre sich so, dass man sich den Kandidaten anderer Parteien anschaue. Allerdings sei er weiter für den schwarz-gelben Bewerber Wulff.

CSU-Fraktionschef Georg Schmid kam nicht zu Gauck. Er hatte bereits am Dienstag auf Terminprobleme verwiesen. Schon seit vielen Wochen sei zur gleichen Zeit eine Sitzung der CSU-Fraktion zu wichtigen Themen geplant gewesen.

Dies hielt allerdings unter anderem den CSU-Abgeordneten Bernd Sibler nicht davon ab, sich Gauck anzuhören. Er sagte, dies sei ein "ganz normaler demokratischer Prozess". Sibler betonte zugleich, dass er weiter Wulff unterstütze.

SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher mahnte, am 30. Juni werde nicht über den Fortbestand der schwarz-gelben Bundesregierung entschieden. Vielmehr gehe es um die Wahl des künftigen Staatsoberhauptes. Auch Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause forderte in einem ddp-Interview, es dürfe in dieser Frage kein "taktisches Kalkül" von Union und FDP geben.

Seehofer: Übe keinen Druck aus

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer versicherte nach der Sitzung der CSU-Fraktion, er werbe zwar für Wulff, übe aber auf keinen einzigen Wahlmann Druck aus. Auch Gauck sei ein "respektabler Kandidat". CSU-Fraktionschef Schmid sagte, Wulff sei jedoch "der Mann der Zukunft - und nicht der Mann der Vergangenheit". Der CDU-Politiker habe die "volle Unterstützung" der CSU und der bayerischen FDP.

(apd/felt)
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