Video-Botschaft Schröder wendet sich an Osthoff-Entführer

Berlin (rpo). Gerhard Schröder, Ex-Bundeskanzler, hat sich in einer Videobotschaft an die Entführer der Deutschen Susanne Osthoff gewandt. Die 43-Jährige war am 25. November im Irak gemeinsam mit ihrem Fahrer entführt worden. Noch immer gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Schröders Botschaft wurde von dem Fernsehsender Al Dschasira ausgestrahlt.

Freude über Freilassung von Susanne Osthoff
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Foto: DDP

In dem Video sagte Schröder, er appelliere an die "Menschlichkeit und Barmherzigkeit" der Geiselnehmer. Osthoff habe sich "aus Liebe zu den Menschen im Irak" selbstlos und aufopferungsvoll in dem Land engagiert. Sie habe Medikamente und andere Hilfsgüter zu Kranken, Kindern und Bedürftigen gebracht und sich unablässig für den Schutz der irakischen Kulturgüter eingesetzt. Sie habe zudem die Sprache gelernt und den moslemischen Glauben angenommen.

Schröder bat die Geiselnehmer, Osthoffs Einsatz für den Irak anzuerkennen und ihrerseits "Menschlichkeit und Respekt vor ihrem Leben" zu beweisen. "Lassen Sie bitte Susanne Osthoff und ihren Fahrer frei!" sagte der frühere Bundeskanzler.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Appell ihres Vorgängers Gerhard Schröder an die Entführer von Susanne Osthoff begrüßt. "Ich kann sagen, dass die gesamte Bundesregierung und auch ich ganz persönlich den Einsatz des Altkanzlers für die Freilassung der Geisel aus voller Kraft unterstützen", sagte sie am Mittwoch nach einem Gespräch mit dem dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen in Berlin. "Wir tun alles, um das Leben dieser Geisel zu retten. Und ich hoffe, dass wir Erfolge haben."

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin gibt es nach einem erneuten Treffen des Krisenstabes noch keine neuen Informationen über den Fall Osthoff. Man bemühe sich weiter intensiv, Kontakt zu den Entführern der 43-Jährigen zu bekommen, hieß es am Mittwoch. Es würden weiterhin "alle Kanäle" genutzt, um die Frau in Sicherheit zu bringen.

Unterdessen wollte die Stadt Ebersberg, in deren Landkreis Osthoffs frührer Wohnort Glonn liegt, am Mittwochabend mit einer Lichterdemonstration auf die Verschleppung der Archäologin und ihres irakischen Fahrers aufmerksam machen. Die für 18.00 Uhr geplante Aktion solle ein Appell an die Entführer sein, ihre beiden Geiseln freizulassen, sagte die bayerische Sozialministerin Christa Stewens (CSU). Vertreter der beiden christlichen Kirchen sowie der Imam der örtlichen Moschee wollten Gebete sprechen. Die Mutter und die Geschwister der entführten Frau Osthoff wollten ebenfalls anwesend sein.

Die Entführung von Susanne Osthoff im Irak lässt sich nach Ansicht des vor fünf Jahren in Südostasien verschleppten Werner Wallert nicht mit anderen Geiselnahmen von Deutschen im Ausland vergleichen. So seien er und seine Familie im Jahr 2000 als Touristen in einem ihnen fremden Land entführt worden, während die seit Jahren im Irak lebende, zum Islam konvertierte Archäologin Osthoff ihr Gastland bestens kannte, sagte Wallert.

Rückblickend auf seine eigene, über mehrere Monate andauernde Geiselhaft in der Hand der Rebellengruppe Abu Sayyaf sagte er, dass sich damals unter den bis zu 500 Bewachern alle möglichen Charaktere befunden hätten. "Vom kalten Killer bis zum einfühlsamen Idealisten, der für seine Sache kämpft", sei damals alles dabei gewesen.

Der Göttinger Lehrer Werner Wallert war am 23. April 2000 zusammen mit seiner Frau Renate, dem jüngeren Sohn Marc und 18 weiteren Menschen von Moslemrebellen auf der malaysischen Ferieninsel Sipadan entführt worden. Anschließend wurde die Gruppe auf die südphilippinische Insel Jolo verschleppt und dort über Monate festgehalten. Zwischen Juli und September kamen die Wallerts vermutlich gegen hohe Lösegeldzahlungen der libyschen Gaddafi Foundation wieder frei.

Susanne Osthoff, die seit vielen Jahren als Entwicklungshelferin im Irak lebt, wurde am 25. November gemeinsam mit ihrem irakischen Fahrer entführt. Ein erstes Ultimatum der Entführer soll am vergangenen Freitag abgelaufen sein. Die Geiselnehmer haben damit gedroht, Osthoff zu töten, falls die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung nicht abbrechen sollte.

(afp)
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