Umfrage sieht Mehrheit für Bündnis Schwarz-Grün bleibt eine Option

Berlin · Seit der Urwahl der Grünen wird in der politischen Landschaft vor allem eine Frage diskutiert: Wäre eine schwarz-grüne Koalition auch eine Option für den Bund? Eine aktuelle Umfrage dürfte dem erneut Nahrung geben. Und insbesondere in den Reihen der Union bröckelt der Widerstand.

Diese Streitthemen beherrsch(t)en Schwarz-Gelb
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Foto: AP

Nach dem Scheitern der schwarz-grünen Koalition in Hamburg hatten viele ein solches Bündnis zwar schon ad acta gelegt. Doch nun ist eine bekennende Christin Spitzenkandidatin der Grünen. Mit der Wahl von Katrin Göring-Eckardt sieht manch einer in Berlin daher ein Zeichen für eine Öffnung der Partei in Richtung anderer Koalitionsbündnisse als Rot-Grün.

Doch noch halten sich die Parteien zurück, wenn es darum geht, ein solches Bündnis für gut zu befinden. So etwa Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, die Avancen in diese Richtung in den "Stuttgarter Nachrichten" zurückwies. "Die CDU läuft an so entscheidenden Weggabelungen so offensiv in die falsche Richtung — da stellt sich die Frage nicht", sagt sie, auch wenn sie zugleich betont, dass die Grünen einen eigenständigen Wahlkampf, unabhängig von der SPD machen werden.

Union mit 39 Prozent ganz vorn

Ähnlich sieht es auch die Parlamentarische Geschäftsführerin der Thüringer Grünen, Astrid Rothe-Beinlich. Es gebe mit der Union im Moment gar keine Schnittmenge, sagte sie. Naturgemäß spricht sich auch die FDP gegen ein solches Bündnis aus, will sie doch mit der Union nach der Bundestagswahl koalieren. Ihr Generalsekretär Patrick Döring erklärte in der "Passauer Neuen Presse": "Ich kann wenig schwarz-grüne Gemeinsamkeiten erkennen."

Und dennoch ist das Thema noch lange nicht von der Agenda, schließlich ist auch noch viel Zeit bis zur Bundestagswahl im Herbst nächsten Jahres. Und die aktuelle Forsa-Umfrage von "Stern" und RTL dürfte der Debatte erneut Nahrung geben. Denn derzeit reicht es weder für Schwarz-Gelb noch für Rot-Grün. Für Schwarz-Grün dagegen gebe es mit 53 Prozent eine Mehrheit, für die große Koalition sehe es sogar noch ein bisschen besser aus.

Einerseits kann sich die Union freuen, da sie in der Umfrage mit 39 Prozent zum vierten Mal ihren Jahresbestwert erreicht, während die SPD nur auf 26 Prozent kommt. Doch sie hat ein großes Problem — und das ist die FDP. Denn die Liberalen liegen noch immer unter der Fünf-Prozent-Hürde, würden also gar nicht ins Parlament einziehen können. Aber selbst wenn es die nicht gebe: Mit ihren vier Prozent würden sie kaum einen Beitrag für eine schwarz-gelbe Mehrheit leisten.

Beckstein offen für Schwarz-Grün

Das Dilemma der Liberalen besteht nun nicht erst seit gestern. Entsprechend ist nachzuvollziehen, warum nun ausgerechnet aus der Union die eine oder andere Stimme kommt, die zumindest laut über die Option Schwarz-Grün nachdenkt. So etwa der stellvertretende Unions-Fraktionschef Günter Krings. Er sagte unserer Redaktion, die Entscheidung für Göring-Eckardt enthalte "die Option für Schwarz-Grün", auch wenn es nicht die Wunschkoalition der Union sei.

Und auch der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) wagt sich aus der Deckung. Er lobte die Grünen-Kandidatin im bayerischen Rundfunk als fromme und verlässliche Frau und sagte, er könne sich vorstellen, dass "es zu einem Wahlergebnis kommt, wo Schwarz-Grün die Chance ist, und dann habe ich keine Bedenken, auch Schwarz-Grün in Erwägung zu ziehen".

Dennoch: so richtig festlegen will sich noch keiner — weder in die eine Richtung noch in die andere. Offenbar gilt es diesmal für alle Parteien, sich möglichst viele Optionen offenzuhalten. In Anbetracht der Umfrageergebnisse wohl der richtige Weg.

Güllner: Wähler wollen große Koalition

Ob Schwarz-Grün das aber für die Wähler wäre, da ist Forsa-Chef Manfred Güllner skeptisch. Er sagte dem "Stern": "Die Wähler wollen eher eine große Koalition. Sie kann in ihren Augen am besten die Probleme wie Euro-Krise, Arbeitslosigkeit oder Altersarmut lösen."

Immerhin hatten Kanzlerin Merkel und SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück schon einmal Seite an Seite gekämpft — in Zeiten der Finanzkrise. Dementsprechend, so Güllner, trage es nicht zu Steinbrücks Glaubwürdigkeit bei, wenn er eine Zusammenarbeit mit der Kanzlerin ausschließe.

mit Agenturmaterial

(das)
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