Soldaten und Sexualität Unterm Tarnanzug eine Regenbogen-Truppe

Meinung | Berlin · Nach dem Sexskandal bei Elitesoldaten in Süddeutschland hat Ministerin von der Leyen den Umgang mit Demütigungen im soldatischen Alltag und den Respekt vor der sexuellen Orientierung von Kameraden zu einem zentralen Thema der Truppe erklärt. Und das ist gut so!

 Soldaten in der Grundausbildung. (Archivbild)

Soldaten in der Grundausbildung. (Archivbild)

Foto: dpa, sts cul

Mögen manche auch meinen, die Bundeswehr habe drängendere Probleme als die sexuelle Orientierung ihrer Soldaten, so weist die Verteidigungsministerin mit ihrem Eintreten für mehr Offenheit doch den richtigen Weg.

Sie leisten ihren Eid darauf, im Extremfall mit ihrem Leben einzustehen für das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes. Schon über diesen Zugang zum Thema erscheint es als vollkommen falsch, wenn sie ihr eigenes privates Leben nicht auch an den Rechten und Freiheiten des deutschen Volkes ausrichten dürfen. Gerade Soldatinnen und Soldaten müssen frei von Einschränkungen schwul, lesbisch oder heterosexuell leben und in ihrer Intimsphäre vor Belästigungen durch Kameraden oder gar Vorgesetzte geschützt sein. "Wer Angst hat, kann nicht sein Bestes geben", sagt Ursula von der Leyen dazu. Und spätestens bei dieser Feststellung muss auch den ausschließlich in Kategorien militärischer Effizienz denkenden Skeptikern klar sein, dass klare und aufgeklärte Umgangsformen im eigenen Interesse der Bundeswehr liegen.

Ein Spiegelbild der Gesellschaft

Natürlich ist die Truppe immer auch Spiegelbild der Gesellschaft. Und in dieser Gesellschaft lassen sich stille und heimliche und bisweilen öffentliche und offensichtliche Vorbehalte gegen "anders" Orientierte nicht übersehen. Aber sowohl im öffentlichen Dienst wie in privaten Unternehmen gilt nicht nur das Gesetz der Gleichbehandlung unabhängig von sexueller Orientierung. Es gilt auch die Klugheit, die Kompetenz aller Mitarbeiter abzurufen. Deren Können hat mir ihrer sexuellen Orientierung in etwa so viel zu tun, wie die aktuelle Wissenschaft mit der Lehre, die Erde sei eine Scheibe. Das mag man mal voller Überzeugung für richtig gehalten haben. Es ist gleichwohl seit langem überholt.

In vielen Beziehungen geht es drunter und drüber. Und unter Druck und erzwungener Nähe entstehen Situationen, in denen sich Menschen falsch verhalten und zu Straftätern werden. Gerade bei der Truppe gibt es oft Druck und Nähe, besonders bei langen und gefährlichen Auslandseinsätzen. Umso wichtiger ist daher, dass der Einzelne sich in der Kameradschaft frei und sicher fühlen muss. Was privat geht und im Dienst nicht, hat die Bundeswehrführung bereits vor Jahrzehnten klar geregelt und seitdem wiederholt angepasst. Es muss in Uniform und Freizeit gelebt werden — zur Not mit Nachhilfe in Sachen Respekt.

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