NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft "Sexismus ist ein Machtinstrument"

Berlin · Das Thema lässt die Deutschen nicht los, immer mehr Politiker äußern sich. Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte einem Nachrichtenmagazin, auch sie habe schon Sexismus erlebt. Das Problem sei weit verbreitet.

FDP-Neujahrsempfang : Brüderle im Blickpunkt
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NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte dem "Focus", sie habe schon Sexismus erlebt. "Aber eher in der Zeit, als ich noch abhängig beschäftigt war, bevor ich in die Politik gegangen bin", sagte die Regierungschefin. "Je mehr Einfluss ich selbst hatte, desto seltener wurden die Angriffe."

Die Erklärung sei einfach: "Sexismus ist ein Machtinstrument. Niemand ist sexistisch, um witzig zu sein." Er sei kein Problem einzelner Parteien. "Sexismus ist weit verbreitet in unserer Gesellschaft. Das ist keine Frage der Parteizugehörigkeit."

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel gab in der "Bild am Sonntag" zu, es sei ihm "sicher schon passiert", dass er einen Spruch zuviel gemacht habe. Zu einer Wahlabend-Äußerung, seine Stellvertreterin Schwesig sei im Kabinett von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering "Erwins bestes Stück" sagte Gabriel: "Das war ein ziemlich verunglücktes Kompliment an Manuela Schwesig, bei der ich mich, wenn ich mich richtig erinnere, schon ein paar Sekunden später für diesen losen Spruch entschuldigt habe. Es ist aber wohl kaum vergleichbar mit plumper Anmache oder der Instrumentalisierung von Macht für sexuelle Belästigungen."

Laut einer Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin "Focus" halten 80 Prozent der Befragten eine gesellschaftliche Diskussion über den richtigen Umgang der Geschlechter miteinander für wichtig. Unter den Frauen ist der Anteil höher (85 Prozent), doch auch 75 Prozent der Männer sind der Meinung. Von sexuell anzüglichen Bemerkungen belästigt gefühlt haben sich der Umfrage zufolge 24 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer. Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid hatte 1008 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.

Niebel zieht Konsequenzen

In Deutschland wird seit Tagen über Sexismus diskutiert. Auslöser war ein Bericht, in dem die "Stern"-Journalistin Laura Himmelreich eine Begegnung mit dem FDP-Spitzenkandidaten und -Fraktionschef Rainer Brüderle an einer Hotelbar schildert. Brüderle sei dabei mit anzüglichen Bemerkungen aufgefallen ("Sie können ein Dirndl auch ausfüllen"). Der Politiker äußert sich nicht zu dem Bericht.

FDP-Präsidiumsmitglied Niebel zieht aus den Vorwürfen an seinen Parteifreund persönliche Konsequenzen. Er habe bei einem Interview mit einer Journalistin bereits dafür gesorgt, dass nicht nur sein Pressesprecher, sondern auch eine Mitarbeiterin dabei war. "Ich werde das in Zukunft weiter so handhaben."

Einen Mann entlastet die ganze Debatte jedoch sogar: Thomas Gottschalk. "Bis mir Herr Brüderle diese Last abgenommen hat, galt ja immerhin ich als der wandelnde Herrenwitz...", schrieb der Showmaster in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

(dpa/jre/rm)
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