SPD-Chef rechtfertigt "heute-journal"-Auftritt Gabriel: "Man muss doch auch mal Emotionen zeigen"

Berlin · Dieser Auftritt hat für viel Wirbel gesorgt: Nun hat der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel seine harschen Antworten im Interview mit "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka verteidigt.

 Der Schlagabtausch zwischen dem SPD-Chef Sigmar Gabriel und "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka findet große Beachtung.

Der Schlagabtausch zwischen dem SPD-Chef Sigmar Gabriel und "heute-journal"-Moderatorin Marietta Slomka findet große Beachtung.

Foto: dpa, Kay Nietfeld, von Jutrczenka

"Man muss doch auch mal Emotionen zeigen", sagte er am Freitag in einer Aufzeichnung für das RTL-Magazin "sonntags.live". "Wir sind ja keine kalten Fische, und manche Journalisten glauben, wir Politiker seien so zum Watschenmann da."

Das scheine etwas in Mode gekommen zu sein, meinte Gabriel. "Dafür bin ich einfach nicht geeignet. Also ich finde ein bisschen gilt's auch: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es halt auch heraus." Er finde das alles nicht dramatisch. "Man darf sich auch mal streiten." Gabriel hatte sich mit der ZDF-Moderatorin Slomka am Donnerstagabend über die Frage gestritten, ob das Mitgliedervotum zum Koalitionsvertrag verfassungsrechtlich bedenklich sei.

Der bei der Bundestagswahl im September unterlegene damalige Kanzlerkandidat Peer Steinbrück nahm Gabriel in Schutz: "Ich kann mich an ein Interview im Wahlkampf mit Frau Slomka erinnern, das mir äußerste Disziplin und Höflichkeit abverlangt hat", sagte er der "Bild"-Zeitung (Samstag). "Politiker müssen sich keineswegs alles gefallen lassen. Etwas mehr Respekt im wechselseitigen Umgang täte uns allen gut."

Gabriel bekommt Schützenhilfe von Seehofer

Nach dem umstrittenen Interview hat sich CSU-Chef Horst Seehofer in einem Brief an ZDF-Intendant Thomas Bellut über den Sender beschwert. "Ich wehre mich gegen diese Qualität der Diskussion," sagte Seehofer am Freitag vor einer CSU-Vorstandssitzung in München vor Journalisten. Der CSU-Chef sitzt im Verwaltungsrat des Mainzer Senders.

Seehofer sagte, die Art der Fragen von "heute journal"-Moderatorin Marietta Slomka sei typisch für das Öffentlich-Rechtliche. Gabriel sollte nach seiner Meinung wie ein Schulbub vorgeführt werden. Er könne nicht verstehen, wie Slomka die Verfassungsmäßigkeit des Mitgliederentscheids der SPD anzweifeln könne. Die CSU entscheide mit etwa hundert Vertretern über den Koalitionsvertrag, die CDU auf ihrem kleinen Parteitag vielleicht mit 400. "Wenn ein Mitgliederentscheid verfassungswidrig ist, dann sind es unsere Veranstaltungen gleich doppelt und dreifach." Er halte den Mitgliederentscheid der SPD für "total" legitim.

Das ZDF wehrte sich gegen den Vorwurf der Parteilichkeit. Dies habe Moderatorin Marietta Slomka "entschieden und mit Recht" zurückgewiesen, erklärte "heute journal"-Redaktionsleiterin Anne Reidt in Mainz. In dem Interview sei es "hart zur Sache und um die Sache" gegangen. "Argumentativer Schlagabtausch und Verbalgefecht sind Instrumente des politischen Journalismus", erklärte Reidt.

(dpa)
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