Gesammelt So reagiert die Politik auf Gabriels Rückzug
SPD-Chef Sigmar Gabriel will nicht Bundeskanzler werden. Stattdessen möchte er, dass Martin Schulz gegen die amtierende Kanzlerin Angela Merkel bei der Wahl ins Rennen geht. Wir haben Reaktionen darauf gesammelt.
Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig hat die Entscheidungen in ihrer Partei begrüßt. Es sei ein "sehr guter Vorschlag" von SPD-Chef Sigmar Gabriel, den früheren EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten und Parteichef zu machen, schrieb die Bundesfamilienministerin am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sie zollte Gabriel dafür "Respekt".
Die Entscheidungen in der SPD sind auch für SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks eine Überraschung. Hendricks sagte am Dienstag in Berlin, die Entscheidung überrasche sie sehr, aber sie respektiere sie. SPD-Chef Sigmar Gabriel habe die Entscheidung "aus einer Position der Stärke heraus gefällt", fügte sie hinzu.
CSU-Chef Horst Seehofer wertet die voraussichtliche Kanzlerkandidatur des ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz (SPD) als zusätzliche Herausforderung für CDU und CSU. Durch die Personalentscheidungen bei der SPD sei es für die Union "keineswegs leichter geworden", sagte Seehofer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in München. Man müsse sich nun mit der neuen Situation ernsthaft auseinandersetzen. Jetzt sei es besonders wichtig, dass die Union keine Fehler mache. "Eigentore dürfen keine passieren, jetzt noch weniger", betonte Seehofer.
CDU/CSU-Fraktionsvize Michael Fuchs rechnet fest mit einer Niederlage von Martin Schulz gegen Angela Merkel. Er gehe davon aus, "dass auch Herr Schulz zweiter Sieger bleibt - wie die drei Vorgänger".
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann hat Sigmar Gabriel laut Teilnehmern der Fraktionssitzung Respekt für seine Entscheidung gezollt. Er habe eigene Interessen zurückgestellt im Interesse der Partei, lobte Oppermann. Er habe Gabriel gedankt für sein Verdienst, die Partei zusammengehalten zu haben.
CDU-Vize Thomas Strobl kommentiert Gabriels Entscheidung mit den Worten: "Wir werden jetzt weder in Panik noch in Depression verfallen."
Grünen-Chef Cem Özdemir sagte unserer Redaktion über Gabriel: "Ich habe großen Respekt vor Sigmar Gabriels Entscheidung und politischer Leistung. Er hatte als SPD-Vorsitzender sicherlich keinen leichten Job. Aber er hat den Laden zusammen gehalten." Über die Nominierung von Schulz sagte Özdemir: "Martin Schulz steht zweifelsohne für einen proeuropäischen Kurs." Er sei allerdings gespannt, wie Schulz die großen Herausforderungen in der Umwelt- und Klimapolitik und bei der notwendigen ökologischen Modernisierung der Wirtschaft anpacken möchte.
Grünen-Fraktionschefin und Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt erklärt über Twitter: "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von @sigmargabriel. Aber er ist auch nicht weg #Abgesänge"
Der Chef der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, spricht von einer "souveränen Entscheidung des SPD-Vorsitzenden". Er werde die SPD auch weiter an ihren Taten messen, sagt er der Funke Mediengruppe.
Der bisherige SPD-Chef Sigmar Gabriel habe zwar viel Anlass zur Kritik gegeben und "seiner Partei nichts geschenkt", sagte Fraktionsvize Klaus Ernst der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag in Berlin. Wer allerdings glaubt, mit dem früheren EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz "geht für die SPD die Sonne auf, der wird irren". "Schulz hat bewiesen, dass er ein großes Herz für große Koalitionen hat", sagte Ernst. "Doch diese Richtung wird für die SPD ein weiterer Abstieg sein."
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht in Gabriels Entscheidung ein klares Signal gegen eine weitere große Koalition: "Mit Martin Schulz haben wir in dieser Zeit bessere Chancen". Die SPD sei von der großen Koalition enttschäuscht, sagt er dem WDR: "Wir wollen einen Neuanfang."
FDP-Chef Christian Lindner kritisiert die Entscheidung als "ungeordneten Rückzug". Leichtfertig werde die Stabilität Deutschlands in dieser weltpolitischen Lage aufs Spiel gesetzt.
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hält nichts von einem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz. "Symbol für EU-Bürokratie und ein tief gespaltenes Europa als Kanzlerkandidat?", twitterte sie.