Daniel Zimmermann in Monheim (NRW) So regiert der jüngste Rathaus-Chef

Monheim (RP). Vor einem halben Jahr wurde der 27-jährige Daniel Zimmermann von der Jugendpartei "Peto" in Monheim zum neuen Bürgermeister gewählt. Wie ist der Start verlaufen? Wie geht er damit um, plötzlich im Blickpunkt zu stehen? Wie sind die Pläne für die Zukunft? Wir haben nachgefragt.

 Akten studieren gehört zum Job — auch mal im Treppenhaus.

Akten studieren gehört zum Job — auch mal im Treppenhaus.

Foto: Matzerath RP

Bürgersprechstunde im Monheimer Rathaus. Sekretärin Sabine Uhlig drückt dem Bürgermeister eine Mappe in die Hand. "Für heute hab' ich fünf Termine eingerichtet", sagt sie zu ihrem Chef. Der trägt Jeans, ein kariertes Hemd und ein graues Jackett. "Womit starten wir?", will Daniel Zimmermann wissen. Zwei Damen von einer Selbsthilfegruppe wollen dem Rathaus-Chef ihr Projekt vorstellen.

Daniel Zimmermann ist 27 Jahre alt. Die wöchentliche Bürgersprechstunde ist ein fester Bestandteil im Terminkalender des Verwaltungs-Chefs. Vor einem halben Jahr sah der Alltag noch ganz anders aus. Zimmermann, der Französisch und Physik für das Lehramt studiert hatte, bereitete sich auf seine Promotion über die französische Semantik vor. An der Uni hatte er eine Präsenzpflicht von zwölf Stunden in der Woche. "Das waren Zeiten", sagt Zimmermann und lacht. Heute arbeitet er an einem Tag in der Regel 14 Stunden.

Ende August 2009 hatten die Monheimer den Jung-Politiker zum Chef im Rathaus gewählt. Der Amtsinhaber Thomas Dünchheim (CDU, hatte zuletzt 66 Prozent erzielt) war nicht mehr angetreten, weil er in die Wirtschaft wechselte. Der von der Union aufgestellte Kandidat schaffte es nicht, das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Weil auch viele Grüne Zimmermann wählten,wurde der Weg frei.

Der jüngste Bürgermeister von NRW gehört der Partei "Peto" (lateinisch: "Ich fordere") an. Die Gruppierung mischt schon seit 1999 in der Monheimer Kommunalpolitik mit. Ideologisch ist "Peto" schwer zu verorten. Ursprünglich profilierte sich die Partei mit Kinder- und Jugendthemen. Mittlerweile ist die "Peto" "erwachsen geworden". "Wir sind keine Spartenpartei mehr", erklärt Zimmermann. Der Abbau des Schuldenbergs, die Sanierung der Sportstätten, der Kampf gegen die CO-Pipeline und die Umgestaltung des Rheinbogens stehen auf seiner politischen Agenda.

Keine einfachen Aufgaben. Doch Zimmermann hat sich schnell eingearbeitet. Bei der Führung der Verwaltung (450 Mitarbeiter) wird er vom Beigeordneten Roland Liebermann (FDP) und von Kämmerer Max Herrmann unterstützt. "Viele Regeln der Bürokratie kannte ich vorher nicht", sagt der Seiteneinsteiger. "Zum Beispiel, dass der Bürgermeister in rot, der Beigeordnete in lila und der Kämmerer in brauner Schrift zeichnet."

Viele Monheimer schätzen es, nicht von einem "Technokraten" regiert zu werden. Fehlende Verwaltungserfahrung versucht er durch Glaubwürdigkeit auszugleichen. Er spricht mit ruhiger Stimme, kann rhetorisch mit den Polit-Profis locker mithalten. Langgediente Mitarbeiter sind überrascht, wie schnell sich der Youngster in die Akten eingearbeitet hat.

Zimmermann ist kein Spaßpolitiker, sondern einer, der gerne Verantwortung übernimmt. Bei den Bürgersprechstunden herrscht dichter Andrang. In technischen Fragen kommt ihm seine Ausbildung als Physiker zu Gute. Als Geisteswissenschaftler hat er oft einen anderen Blick für Lösungsansätze.

Zimmermann ist sich trotz seiner neuen Prominenz selbst treu geblieben. Er wohnt noch in seiner Studentenbude, spielt in der Freizeit Gitarre. Oft fährt er mit dem Rad ins Rathaus. Dort hat er nur wenig umgestaltet. Allerdings haben moderne Kommunikationsformen Einzug gehalten. Die Bürger können Zimmermann nun auch über das Internetportal "Facebook" Anregungen schicken. Antworten bearbeitet er oft abends zu Hause an seinem Computer.

Bislang ist die Amtszeit Zimmermanns weitgehend ruhig verlaufen. Er hat sich viel vorgenommen. Sein langfristiges Ziel ist, dass Monheim (44.000 Einwohner) wie Langenfeld schuldenfrei wird. Durch die Sanierung alter Gewerbeflächen sollen Steuermittel fließen. Die Ausgaben will er durch Kooperationen mit Nachbarkommunen senken.

Zimmermann ist klar, dass sich die Probleme der Stadt nicht kurzfristig lösen lassen. Er sieht sich nicht als politische "Eintagsfliege", sondern möchte auch die nächste Wahl gewinnen. Um auch seriös auftreten zu können, hat sich der Junggeselle einen neuen Anzug gekauft. "Jetzt habe ich zwei", sagt Zimmermann und schmunzelt.

(RP)
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