Studie zum Kinderwunsch Zwei Drittel sind offen für Social Freezing

Berlin · Eine neue Studie zeigt: Die übergroße Mehrheit der 18- bis 30-Jährigen möchte Kinder haben. Allerdings meist nicht vor dem 30. Lebensjahr und nur in einer stabilen Beziehung. Medizinische Hilfen der Befruchtung gewinnen an Akzeptanz.

Die übergroße Mehrheit der jungen Deutschen im Alter von 18 bis 30 Jahren wünscht sich eigene Kinder, nur bloß nicht so bald. Vor dem 30. Lebensjahr wollen nur wenige Eltern werden. Andere Wünsche wie die nach einer funktionierenden Partnerschaft und einer ausgewogenen Mischung zwischen Arbeit und Freizeit spielen in den Jahren vorher eine größere Rolle. Gleichzeitig gewinnen neue Methoden bei der Befruchtung an Akzeptanz in dieser Altersgruppe.

Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Studie, die am Montag in Berlin von der Zeitschrift "Eltern" vorgestellt wurde. Über tausend Deutsche im Alter zwischen 18 und 30 Jahren wurden dazu Ende vergangenen Jahres vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. In der Untersuchung ging es um ihre Vorstellung von Partnerschaft und Nachwuchs, ihren eigenen Wünschen und ihren Einschätzungen, wie sich Familie entwickeln wird.

"Die Umfrage zeigt deutlich: Die Familie ist weiterhin der Sehnsuchtsort junger Menschen in Deutschland", sagte Marie-Luise Lewicki, die "Eltern"-Chefredakteurin. Die meisten Befragten verbinden mit Familie Begriffe wie Liebe, Geborgenheit und Vertrauen. Und eigene Kinder: 86 Prozent der kinderlosen jungen Frauen und 88 Prozent der Männer möchten später einmal Nachwuchs haben. Und zwar am liebsten zwei (38 Prozent) oder drei Kinder (elf Prozent) — ein knappes Drittel der Befragten bejaht die Frage, weiß aber noch nicht, wie viele.

Späte Elternschaft geplant

Doch obwohl der Kinderwunsch so stark verbreitet ist, sind in dieser Altersgruppe nur wenige Eltern zu finden. Nur zehn Prozent der Befragten haben schon eigene Kinder, die meisten wünschen sich ihr erstes Kind erst im Alter von 30 bis 35 Jahren. Auffällig dabei ist, dass je älter die Gruppe der kinderlosen Befragten wird, desto weiter verschiebt sich der Zeitraum für die Realisierung des Kinderwunsches nach hinten. Somit will die übergroße Mehrheit der 18- bis 30-Jährigen zwar Kinder, nur nicht in der nächsten Zeit.

Damit scheint sich der generelle Trend, dass Eltern immer später Kinder bekommen, weiter fortzusetzen. In Deutschland bekommt eine Frau ihr erstes Kind heute im Durchschnitt kurz vor ihrem 30. Geburtstag mit 29,5 Jahren. "Seit Jahrzehnten steigt das Alter von Frauen bei der ersten Geburt kontinuierlich an", sagte Michaela Kreyenfeld, Familiensoziologin an der Hertie School of Governance in Berlin. "Grundsätzlich ist der Wunsch nach Kindern weit verbreitet. Aber wie stark er wirklich ist, hängt von den Rahmenbedingungen ab."

Diese seien in der Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen oft so, dass die Familienplanung nicht Vorrang hat, erklärte Anne-Kristin Kuhnt, Wissenschaftlerin am Institut für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen. "Durch die Bildungsexpansion befinden sich viele in der Altersgruppe noch in der Ausbildung, müssen dann den Einstieg in den Job finden und sich in den kommenden Jahren beruflich etablieren." In diesem Alter würden so viele Lebensereignisse gleichzeitig passieren. In der Umfrage halten 73 Prozent der Befragten eine "gute harmonische Partnerschaft" und 56 Prozent die "Ausgewogenheit zwischen beruflicher Belastung und persönlicher Freizeit" wichtiger als Kinder zu kriegen.

Gerade der richtige Partner wird als Voraussetzung zur Familiengründung gesehen. Zwar glaubt die Mehrheit der jungen Erwachsenen, dass Patchwork- und Regenbogen-Familien sowie Alleinerziehende als Familienformen an Bedeutung gewinnen werden, für sich selbst wollen sie aber was anders. Zweidrittel der Befragten wünschen sich eine Kleinfamilie, und knapp ein Fünftel will als Großfamilie mit drei Generationen unter einem Dach leben.

Die 18- bis 30 Jährigen zeigen sich zudem aufgeschlossen für alternative Wege zum Kinderkriegen. 64 Prozent der Befragten sind offen für das sogenannte Social Freezing, also das Einfrieren von Eizellen. Mehr als jede dritte Befragte (31 Prozent) kann sich für sich selbst die Möglichkeit vorstellen, so die Fruchtbarkeitsphase zu verlängern.

(RP)
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