Modellauto-Affäre Staatsanwalt darf gegen Christine Haderthauer ermitteln

München · Die Staatsanwaltschaft München II kann in der so genannten Modellbau-Affäre ihr Ermittlungsverfahren gegen Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) eröffnen. Dies teilte ein Behördensprecher am Donnerstag auf Anfrage mit.

 Christine Haderthauer muss unklare Zahlungseingänge erklären.

Christine Haderthauer muss unklare Zahlungseingänge erklären.

Foto: HBA

Demnach ließ Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) eine 48-Stunden-Frist verstreichen, in der sie dem Parlament die Entscheidung über ein Verfahren hätte vorlegen und so den Beginn von Ermittlungen hätte verzögern können. Derweil widersprach Haderthauer neuen Berichten zu der Affäre.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, über das Verstreichen der Frist hinaus sei in der Sache noch nichts passiert. Nähere Informationen werde die Staatsanwaltschaft voraussichtlich erst am Freitag geben. Die Behörde ermittelt wegen eines Betrugsvorwurfs gegen die Staatskanzleichefin. Den Vorwurf hat ein ehemaliger Miteigentümer der Firma Sapor Modelltechnik gegen Haderthauer und deren Ehemann erhoben. Das Ehepaar Haderthauer soll ihren Ex-Kompagnon bei dessen Ausstieg über die Erlöse aus dem Verkauf von hochwertigen Modellfahrzeugen falsch informiert haben. Die Fahrzeuge wurden von psychisch kranken Straftätern im Rahmen einer Therapie gefertigt.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am Donnerstag, Haderthauer habe noch 2008 und damit fünf Jahre nach ihrem Ausstieg bei der Firma zwei Überweisungen über insgesamt 5500 Euro von Sapor Modelltechnik erhalten. Diese Überweisungen wolle die Staatsanwaltschaft München II auch prüfen, berichtete die "SZ".

Haderthauer sagte dem Blatt, es handle sich um eine zunächst von ihrem Konto ausgelegte Zahlung an eine PR-Firma, die ihr dann vom Geschäftskonto der Sapor Modelltechnik erstattet worden sei. "Dies ist ein alltäglicher Vorgang, der in jedem Kleinunternehmen mal vorkommt."

Auf ihrer Facebook-Seite schrieb sie, es handle sich um "alte Vorwürfe von vorgestern", die ihr Anwalt bereits gegenüber den Ermittlern widerlegt habe. Leider seien Journalisten immer nur im Besitz der Teile der Ermittlungsakte, die die Vorwürfe enthalten und nicht den Rest. "Ich nehme an, dass ich bald beantragen sollte, die Ermittlungsakte komplett online zu stellen, da bin ich besser dran, da sind dann nämlich auch die Anwaltsschreiben einzusehen."
Die Frage, wie lange und wie intensiv Haderthauer an den Geschäften der Firma beteiligt war, ist politisch relevant. Auf eine parlamentarische Anfrage der Opposition hatte sie im vergangenen Jahr angegeben, dass sie seit dem Jahr 2003 nicht mehr Teilhaberin der Firma gewesen sei.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sein Festhalten an der Ministerin trotz des drohenden Ermittlungsverfahrens auch damit begründet, dass die Vorwürfe gegen Haderthauer nichts mit dem Regierungshandeln zu tun hätten. Haderthauer war Ende 2008 erstmals ins bayerische Kabinett eingezogen.

(AFP)
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