CSU nennt Äußerungen "denkbar unglücklich" Steinbach verteidigt Angriff auf Bartoszewski

Berlin (RPO). Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach (CDU) hat ihre umstrittenen Äußerungen über den Deutschland-Beauftragten der polnischen Regierung in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" verteidigt. Unterdessen schlägt Steinbach Kritik aus den eigenen Reihen entgegen.

Chronik: Dauerstreit um Erika Steinbach
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Foto: APN

Hinter ihrer Bemerkung, der Auschwitz-Überlebende Wladyslaw Bartoszewski habe "einen schlechten Charakter", ständen "persönliche Erfahrungen über zwölf Jahre", sagte Steinbach am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Sie räumte aber ein, in ihrer Kritik einen falschen Ton angeschlagen zu haben: "Dass ich mich gegenüber einem 88-jährigen alten Herrn etwas freundlicher hätte ausdrücken sollen, will ich unumwunden einräumen. "

Die CDU-Abgeordnete hatte am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin" gesagt, Bartoszewski, habe "einen schlechten Charakter". Zur Begründung sagte die Vertriebenen-Chefin, sie habe den früheren polnischen Außenminister zunächst sehr bewundert, sei aber nun enttäuscht, weil sie ihm viele Briefe geschrieben, aber nie Antwort erhalten habe. Bartoszewski war von den Nazis ins Konzentrationslager Auschwitz verschleppt und im April 1941 schwer krank entlassen worden. Mit ihrer Äußerung hatte Steinbach einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die CDU sind unterdessen auf Distanz zu Vertriebenen Steinbach gegangen. "Ich schätze Herrn (Wladyslaw) Bartoszewski sehr als Persönlichkeit", sagte Merkel am Donnerstag in Brüssel. Bartoszewski habe viel für das deutsch-polnische Verhältnis getan. Auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wies die Äußerungen der CDU-Abgeordneten über den Auschwitz-Überlebenden entschieden zurück. Auch Außenminister Guido Westerwelle zeigte sich empört. SPD und Grüne forderten, Steinbach dürfe das deutsch-polnische Verhältnis nicht weiter belasten. Kanzlerin Angela Merkel müsse Steinbach stoppen.

Unions-Innenpolitiker Stephan Mayer (CSU) hat die Kritik von Steinbach an Wladyslaw Bartoszewski kritisiert. Ihre Äußerungen seien "alles andere als hilfreich" und "denkbar unglücklich", sagte Mayer, der Mitglied im Präsidium des Bundes der Vertriebenen (BdV) ist, der "Passauer Neuen Presse". "Die Beleidigungen werfen ein schlechtes Licht auf die Stiftung", sagte Mayer.

"Das war sehr schädlich, was sie hier geäußert hat, auch in unserem deutsch-polnischen Verhältnis", sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Polen-Beauftragte der Bundesregierung, Cornelia Pieper, am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Die FDP-Politikerin forderte die Union und den Bund der Vertriebenen auf, über Konsequenzen nachzudenken.

Pieper sagte, die Beziehungen zu Polen seien "so gut wie noch nie". Mit Beleidigungen gegenüber Einzelpersonen schade man der Sache. Sie sei "sehr, sehr traurig über das, was Erika Steinbach hier gesagt hat". Bartoszewski sei ein sehr ehrenwerter Mann. Er habe sich wie kein anderer für die Versöhnung zwischen beiden Ländern und die deutsche Einheit eingesetzt.

"Nicht hilfreich für die Beziehungen zu Polen"

Über politische Konsequenzen müsse sich die Union unterhalten, sagte Pieper. Und Erika Steinbach müsse sich selbst fragen, "ob ihr Beitrag wirklich der richtige war in der Debatte, oder ob sie nicht auch selbst Konsequenzen ziehen sollte aus dieser Frage, dass sie immer wieder beleidigend gegenüber unseren polnischen Partnern auftritt."

Steinbach tue auch der Arbeit im Stiftungsrat keinen Gefallen, sagte Pieper. "Da muss der Bund der Vertriebenen sich verständigen, wie man damit umgeht." Sie glaube, "dass Erika Steinbach nicht hilfreich ist für die Beziehungen zu Polen".

(AFP/felt)
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