Unterstützung für Schröder-Kritik an Mitnahmementalität Steinbrück beklagt die "Gier" der Reichen

Berlin (rpo). Zuerst hat Bundeskanzler Gerhard Schröder den Deutschen Mitnahmementalität vorgeworfen, jetzt kritisiert der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück die Bereicherungsmentalität der besser verdienenden Schichten im Land: "Man könnte auch sagen Gier."

Das nehme er "etwa in Einkommensklassen wahr, die es eigentlich nicht nötig haben", sagte Steinbrück der "Berliner Zeitung". Als Beispiel nannte Steinbrück den Abrechnungsbetrug gegenüber gesetzlichen Krankenkassen. Der Vorgang sei bekannt, aber es werde öffentlich nicht darüber gesprochen. Gleiches gelte für unerklärbar hohe Abfindungssummen für Manager oder für das Verhalten von Langzeitstudenten, die kein Interesse an einem Abschluss, sondern lediglich an den Vergünstigungen für Studierende hätten.

"Steuerhinterziehung betreibt am wenigsten die allein erziehende Verkäuferin, weil sie das gar nicht kann", sagte der Düsseldorfer SPD-Regierungschef. "Die Könner sitzen in höheren Etagen." Steinbrück lobte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) dafür, dass er diese Art von verschwiegener Mitnahmementalität nicht nur im Sozialbereich öffentlich angeprangert habe. "Ich bin für jedes klare Wort in diesem Zusammenhang dankbar. Diese Hyperempfindlichkeit in Deutschland ist hinderlich für die Debatte wichtiger gesellschaftlicher Fragen." Auch die Erörterung der Unterschiede zwischen Ost und West in Deutschland leide unter der aufgeregten Überempfindlichkeit vieler Beteiligter.

(afp)
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