Kanzlerkandidat im Kreuzfeuer der Kritik Steinbrück: Mir fehlte das "Fingerspitzengefühl"

Hamburg · SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht in der Kritik. Nun zeigt er im Streit um seine Nebeneinkünfte einen Anflug von Reue. Zumindest das 25.000-Euro-Honorar der Stadtwerke Bochum sei unverhältnismäßig und die Annahme des Geldes ein Fehler gewesen. Doch schon gibt es einen neuen Vorwurf.

Das ist Peer Steinbrück
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Der designierte SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück steht seit Wochen wegen seiner hohen Nebeneinkünfte in der Kritik. Nun gibt er sich erstmals selbstkritisch. Es sei ein Fehler gewesen, ein Honorar von 25.000 Euro für den Auftritt bei den Bochumer Stadtwerken anzunehmen, sagte er nach Berichten von "Spiegel Online" und "sueddeutsche.de" am Sonntag bei einer Veranstaltung in Hamburg.

Ihm habe in der Sache das "Fingerspitzengefühl gefehlt". Ein solches Honorar sei unverhältnismäßig. "Ich dokumentiere diesen Fehler jetzt indirekt dadurch, dass ich das Honorar an drei wohltätige Organisationen spende", sagte er den Berichten zufolge weiter.

Unterstützung von Müntefering

Schon am Samstag hatte Steinbrück beim Landesparteitag der niedersächsischen SPD in Wolfsburg selbstkritisch eingeräumt: "Der Wind bläst mir im Augenblick ins Gesicht. Ich weiß, dass Teile der Partei etwas davon abkriegen." Zugleich sagte der designierte Kanzlerkandidat vor den Delegierten, er verstehe nicht, warum immer nur die anderen Geld verdienen sollen und kein Sozialdemokrat. In Niedersachsen wird am 20. Januar ein neuer Landtag gewählt.

Unterstützung erhielt Steinbrück vom langjährigen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering. Er bescheinigte Steinbrück im "Bericht aus Berlin" der ARD am Sonntagabend, er sei "eindeutig" der richtige Kanzlerkandidat der SPD. Mit Blick auf das 25.000-Euro-Honorar sagte Müntefering: "Das war ein Fehler. Das hat Peer Steinbrück ja angesprochen. Das ist auch bereinigt worden in der letzten Woche."

Auch vom SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel gab es Rückendeckung. "Ja, er hat eine Menge Geld verdient", sagte Gabriel auf einem Landesparteitag am Samstag in Mainz. Aber im Gegensatz zu anderen habe Steinbrück Steuern gezahlt und seinen Verdienst offengelegt. "Jetzt müssen CDU und CSU die gleiche Latte auch bei sich anlegen", forderte Gabriel.

Neue Vorwürfe aus der Schweiz

Am Wochenende wurde ein neuer Vorwurf laut. Nach einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag" hat der SPD-Politiker einen Nebenverdienst in der Schweiz in Höhe von 1500 Euro nicht deklariert. Laut "NZZ am Sonntag" geht es bei dem neuen Vorwurf um ein Honorar von 1500 Euro, das der Politiker vor zwei Jahren für einen Vortrag beim Ringier-Verlag, dem größten privaten Medienunternehmen der Schweiz, erhalten habe.

Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer dementierte dem Bericht zufolge. Der Ringier-Verlag habe für Steinbrücks Auftritt in Zürich kein Honorar gezahlt, sondern eine Spende überwiesen. "Deshalb musste er den Anlass auch nicht deklarieren", wird der Sprecher zitiert. "Ringier hat für Steinbrücks Rede Geld gespendet." Ein Sprecher des Verlags sagte dagegen, das Geld sei an Steinbrück gezahlt worden. "Er hat dafür das in solchen Fällen übliche Honorar von 1500 Euro erhalten."

Steinbrück war wegen umstrittener Rede- und Buchhonorare in die Kritik geraten. Seine Vortragshonorare hat er bereits transparent gemacht. Nach eigenen Angaben erhielt er seit 2009 rund 1,25 Millionen Euro für Vorträge und Auftritte.

(dpa/dapd)
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