Nach Empörung über "Clown-Aussage" Steinbrück spricht mit Napolitano

Berlin · Nach den umstrittenen "Clown-Äußerungen" über den Wahlausgang in Italien hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück ein klärendes Telefongespräch mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano geführt. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano hat ein für Mittwochabend geplantes Treffen mit SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück abgesagt. Steinbrück hatte zuvor italienische Politiker als "Clowns" bezeichnet.

 Peer Steinbrück spricht Klartext.

Peer Steinbrück spricht Klartext.

Foto: dpa, Bernd Settnik

Die Absage sei mit der "Clown"-Äußerung Steinbrücks über den früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi begründet worden, sagte Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer in Berlin. Steinbrück habe für die Absage "aufgrund der innenpolitischen Situation in Italien Verständnis", sagte Donnermeyer weiter.

Steinbrück hatte am Dienstagabend mit Blick auf den Ausgang der Wahlen in Italien gesagt: "Ich bin geradezu entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben." Einer davon sei der Komiker Beppe Grillo, "ein beruflich tätiger Clown, der auch nichts dagegen hat, wenn man ihn so nennt", der andere sei Berlusconi, "ein Clown mit einem besonderen Testosteronschub".

Damit hatte Steinbrück auf Berlusconis Sex-Affären angespielt. Napolitano hält sich derzeit zu einem Besuch in Deutschland auf.

Kritik an Steinbrück

Koalitionspolitiker in Berlin stellten die Äußerungen in eine Reihe von rhetorischen Fehlgriffen des SPD-Kanzlerkandidaten. "Steinbrücks Ausrutscher scheinen zur Regel zu werden", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring. "Fettnäpfchen und internationales Parkett vertragen sich eben nicht so gut."

Der CDU-Außenpolitiker Andreas Schockenhoff rechtfertigte Napolitanos Absage als "politisch unvermeidbar". Steinbrück habe Italien beleidigt "und schadet damit dem Ansehen Deutschlands", kritisierte Schockenhoff. Der CDU-Politiker sprach von einer "Entgleisung", für die sich Steinbrück öffentlich entschuldigen müsse.

Der CDU-Abgeordnete Ruprecht Polenz kritisierte: "Steinbrück hat wie ein preußischer Rittmeister schwadroniert und nicht wie jemand, der in Deutschland Kanzler werden will." Steinbrück scheine es "immer noch schwer zu fallen", bestimmte Grenzen nicht zu überschreiten, sagte Polenz der "Süddeutschen Zeitung".

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles hingegen nahm Steinbrück in Schutz. Dieser habe einfach "ausgesprochen, was er denkt". Eine klare Meinung zum Wahlergebnis in Italien sei erlaubt. "Clown ist das mildeste, was mir persönlich zu Berlusconi in diesem Zusammenhang einfällt", erklärte Nahles.

SPD-Fraktionsvize Axel Schäfer kritisierte Napolitanos Absage. Diese sei "unverständlich", sagte Schäfer der "Süddeutschen Zeitung". Auch Schäfer machte deutlich, dass er Berlusconi durch den Begriff "Clown" treffend beschrieben findet.

Unterdessen hat die stellvertretende FDP-Vorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Kommentare zur Italien-Wahl kritisiert. Für diese Aussagen sei "Fremdschämen" angesagt. "Mit solchen Äußerungen qualifiziert sich Steinbrück fürs Unterhaltungsfernsehen, aber nicht fürs Kanzleramt", sagte die Bundesjustizministerin.

(AFP/csi/sgo/dpa)
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