Berechnungen der Bundesregierung Steuererklärungen kosten Milliarden

Berlin · Arbeitnehmer wenden jährlich insgesamt 54 Millionen Stunden fürs Finanzamt auf. „Die Bundesregierung klaut den Bürgern Lebenszeit“, kritisiert die FDP und fordert eine Vereinfachung des Steuerrechts.

 Arbeitnehmer brauchen im Durchschnitt drei Stunden und 50 Minuten für ihre Steuererklärung, schätzt die Bundesregierung (Symbolbild).

Arbeitnehmer brauchen im Durchschnitt drei Stunden und 50 Minuten für ihre Steuererklärung, schätzt die Bundesregierung (Symbolbild).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Steuererklärungen fressen Zeit – vor allem in Deutschland mit seinem besonders komplizierten Steuerrecht. Für die jährliche Abgabe einer Steuererklärung muss ein typischer  Arbeitnehmer nach Angaben der Bundesregierung im Durchschnitt drei Stunden und 50 Minuten aufwenden, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion.

Als „typisch“ gelten alle Arbeitnehmer, die mit ihrer Steuererklärung nur eine der Anlagen „Kind“, „N“, „V“ oder  „Vorsorgeaufwand“ ausfüllen müssen. Da es insgesamt 14,1 Millionen solcher „typischen Arbeitnehmer“ gibt, fallen pro Jahr insgesamt 54,05 Millionen Stunden nur für deren Steuererklärungen an, so die Regierung. Insgesamt wurden 2017 demzufolge 39,7 Millionen Einkommensteuererklärungen beim Finanzamt eingereicht. Legte man diese höhere Zahl zugrunde, ergebe sich ein noch viel höherer Zeitaufwand von über 150 Millionen Stunden, so die FDP.

Allein für die Bearbeitung der Steuererklärung im Finanzamt fielen zusätzlich etwa 50 Millionen Arbeitsstunden an, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. „Die Gesamtausgaben betragen dafür jährlich schätzungsweise 2,3 Milliarden Euro“, heißt es in dem Papier. Mehr oder auch höhere Pauschbeträge für Arbeitnehmer, um die Steuererklärungen zu vereinfachen, plant die Bundesregierung demnach vorerst jedoch nicht. Sie fürchtet Steuermindereinnahmen. Denn würde sie etwa die Entfernungspauschale für Pendler von derzeit 30 Cent pro Kilometer verdoppeln, müsste sie Mindereinnahmen von 7,2 Milliarden Euro pro Jahr hinnehmen, so die Regierung. Die Verdoppelung des Arbeitnehmerpauschbetrags für Werbungskosten von derzeit 1000 Euro pro Jahr würde 6,5 Milliarden Euro weniger Steuereinnahmen bedeuten.

„Die Bundesregierung klaut den Bürgern wichtige Lebenszeit, die für Bürokratie aufgewandt werden muss“, kritisierte FDP-Politiker Frank Schäffler. „Besser wäre es, wenn die Regierung endlich das Steuersystem vereinfachen würde. Dazu würde sich die regelmäßige Anpassung der Pauschalen im Einkommensteuerrecht anbieten.“

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