Tödliche Gefechte in Afghanistan Taliban drohen mit weiteren Toten

Berlin/Kabul (RPO). Die Zahl der Kriegstoten in Afghanistan wächst täglich. Am Freitag starben drei deutsche Soldaten. Irrtümlicherweise erschossen Bundeswehrstreitkräfte bei dem Gefecht mindestens fünf Angehörige der afghanischen Armee. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach ihr Beileid aus. Die Taliban drohen den Soldaten der Bundeswehr mit weiteren Toten.

Mit der Bundeswehr in Afghanistan unterwegs
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Mit der Bundeswehr in Afghanistan unterwegs

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Am Freitag hatten die Taliban einer deutschen Patrouille in einem Hinterhalt aufgelauert. Drei deutsche Soldaten starben. Am Samstag meldeten sich die Aufständischen wieder zu Wort und fordern den Abzug der Bundeswehr. Von einem unbekannten Ort aus führte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid ein Telefonat mit der Nachrichtenagentur dpa, die ihn folgendermaßen zitiert: "Sollten die Deutschen weiterhin in Afghanistan bleiben, werden sie weitere Todesopfer erleiden."

Eine unverhohlene Drohung, weiterhin gezielt die Deutschen zu attackieren. Wie die Agentur weiter berichtet, verwies der Talibansprecher auf vorherige Warnungen. Die Taliban hätten die Bundesregierung gewarnt. "Aber sie haben nicht gehört."

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der seinen Osterurlaub nach den Meldungen aus Afghanistan unterbrach, verwies erneut auf die Notwendigkeit des Einsatzes. Er räumte zugleich ein: "So sehr ich überzeugt bin, dass der Einsatz in Afghanistan noch notwendig ist, so sehr weiß ich, wie wenig das diejenigen zu trösten vermag, die ihren Sohn, Partner, Ehemann, Bruder oder Vater verloren haben."

Am Karfreitag hatten Bundeswehrsoldaten irrtümlich mindestens fünf afghanische Soldaten getötet. Zuvor waren drei deutsche Soldaten in einem Gefecht mit den Taliban ums Leben gekommen. Die Angreifer waren nach Darstellung der Bundeswehr mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten bewaffnet.

Dei drei getöteten deutschen Soldaten stammen aus einem Verband aus dem niedersächsischen Seedorf stammten. Acht weitere Soldaten wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Die vier Schwerverletzten wurden am Samstag nach Deutschland ausgeflogen. Ihre Maschine landete am Samstagabend kurz vor 20 Uhr auf dem Militärflughafen Köln-Wahn, wie ein Sprecher der Bundeswehr bestätigte. Sie sollten anschließend ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz gebracht werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der afghanische Präsident Hamid Karsai sprachen am Samstag in einem Telefonat über den Vorfall. Merkel sprach den Afghanan das Beileid der Bundesregierung aus, wie ein Regierungssprecher am Samstagabend mitteilte. Der afghanische Präsident habe ihr dafür gedankt und seinerseits das afghanische Mitgefühl anlässlich des Todes von Bundeswehrsoldaten beim Feuergefecht nahe Kundus ausgedrückt.

Der offenbar tragische Tod der befreundeten Afghanen unter "friendly fire" sorgte am Samstag für erhebliche Unruhe zwischen den beiden Ländern. Derzeit wird der Vorfall untersucht. Die Afghanen hätten in Zivilfahrzeugen gesessen und nicht auf Haltezeichen reagiert, erklärte die Bundeswehr am Samstag. Daraufhin eröffnete ein Schützenpanzer das Feuer auf einen der Wagen. Das afghanische Verteidigungsministerium verurteilte den Zwischenfall vom Freitag.

Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammed Omar, kritisierte in einem Interview mit "Spiegel Online" das Verhalten der Bundeswehr. "Die Fahrzeuge mit den Soldaten waren leicht zu erkennen, es handelte sich um zwei Ford Ranger mit auf der Ladefläche befestigten Waffen", sagte Omar demnach. "Diese Autos kennt doch jeder", fügte er hinzu.

Der Kommandeur der afghanischen Einheiten in Nordafghanistan, Murad Ali Murad, erklärte den Fehler mit der angespannten Lage in Afghanistan. Sollte sich aber bei einer Untersuchung herausstellen, dass fahrlässig gehandelt worden sei, müssten die Deutschen bestraft werden.

Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), der sich derzeit in Afghanistan aufhält, wollte am Sonntag in Kundus an der Trauerfeier für die getöteten Deutschen teilnehmen.

Guttenberg sagte der "Bild am Sonntag", er sei in Gedanken bei den Familien der Getöteten und den verwundeten Soldaten und deren Familien. Die "Hinterhältigkeit und Perfidie der Taliban" lasse einen fassungslos zurück. Offensichtlich sei der Karfreitag absichtlich für diese heimtückische Aktion gewählt worden. Am Ostersonntag wollen zu Guttenberg und Generalinspekteur Volker Wieker in Bonn Stellung nehmen.

(apd/RTR/ddp)
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