Terroralarm im Thalys Politik fordert mehr Polizei in Zügen

Berlin · Wieder gibt es Terroralarm in einem Thalys-Zug, dieses Mal in Rotterdam. Nun sollen auch hierzulande die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. Massive Kontrollen soll es aber nicht geben.

Terror-Verdacht in Thalys am Hauptbahnhof Rotterdam
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Terror-Verdacht in Thalys am Hauptbahnhof Rotterdam

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Angesichts des zweiten Terroralarms in einem international verkehrenden Thalys-Zug binnen weniger Wochen wächst auch in Deutschland die Sorge vor Bahn-Anschlägen. Knapp einen Monat nach einem verhinderten Terroranschlag auf den Thalys von Brüssel nach Paris löste die Polizei gestern im Rotterdamer Hauptbahnhof Großalarm aus. Ein junger Mann in schwarzer Bekleidung war kurz vor der Abfahrt des Thalys um 6.58 Uhr nach Paris mit einem Rucksack in den Zug gesprungen und hatte sich in einer Toilette eingeschlossen - so hatte es am 22. August auf der Fahrt von Brüssel nach Paris auch begonnen. Als der Verdächtige gestern auf Kontaktversuche nicht reagierte, ließ die Polizei den Zug mit rund 300 Passagieren evakuieren, sperrte Teile des Bahnhofs ab, stürmte den Zug und überwältigte den Mann.

Anders als vor vier Wochen war der gestern Festgenommene nicht bewaffnet, und dieses Mal gab es auch keine Verletzten. Ende August hatten sich die europäischen Innen- und Verkehrsminister darauf verständigt, auf größeren Bahnhöfen mehr Kontrollen vorzunehmen und künftig bei internationalen Zugverbindungen namentlich gebundene Tickets auszugeben. Parallel sollte das Speichern von Fluggastdaten beschleunigt werden. Der Angreifer aus dem Thalys war zuvor in Flugzeugen unterwegs gewesen.

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Die Innenpolitiker der Berliner Regierungsfraktionen forderten, die polizeiliche Präsenz auch in Intercity- und Eurocity-Zügen zu verstärken. SPD-Innenexperte Burkhard Lischka untermauerte die Forderung nach mehr Beamten für die Bundespolizei. "Wir brauchen eine höhere polizeiliche Präsenz auch innerhalb von Zügen auf internationalen Routen", sagte Lischka unserer Redaktion. Auch für den Innenexperten der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU), müssen nun "die Sicherheitsvorkehrungen an den Bahnhöfen und in den Zügen verstärkt werden". Dabei gehe es sowohl um technische Maßnahmen wie Videoüberwachung als auch um die Polizeipräsenz, betonte Mayer.

Beide Innenpolitiker machten zugleich deutlich, dass es eine hundertprozentige Sicherheit im Bahnverkehr nicht geben könne. Dieser werde auch niemals so kontrolliert werden können wie der Flugverkehr. Bereits nach dem ersten Thalys-Zwischenfall hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) darauf hingewiesen, dass es allein in Deutschland fast 6000 Bahnhöfe gebe. Gepäck und Personen sollten nur bei entsprechendem Verdacht kontrolliert werden.

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Foto: ap, BC

Unterdessen hat die Berliner Polizei geklärt, dass der am Donnerstag getötete Islamist einen neuen Gerichtstermin vor sich hatte. Der 41-jährige Iraker hatte eine Polizistin mit dem Messer verletzt und war daraufhin von ihrem Kollegen erschossen worden. Wegen eines vereitelten Anschlags auf den seinerzeitigen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi war Rafik Y. 2008 verurteilt worden. Nach seiner Freilassung im März 2013 musste er eine Fußfessel tragen, die er jedoch vor der Bluttat entfernt hatte. Weil er Mitarbeiter der Justiz und der Ausländerbehörde mit den Worten "Wir werden euch köpfen" bedroht hatte, sollte er erneut vor Gericht.

(RP)
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