Aufregung um Pegida-Gründer Das sagt die Polizei zu Lutz Bachmanns Tunesier-Tweet

Berlin · Gerade zwei Stunden nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt twitterte Lutz Bachmann, dass der Täter ein Tunesier sei. Hatte der Pegida-Initiator etwa Insider-Kenntnisse?

 Pegidist Bachmann (bei einer Kundgebung in Dresden im September).

Pegidist Bachmann (bei einer Kundgebung in Dresden im September).

Foto: dpa, abu fdt

Der auf Twitter sehr aktive Pegida-Gründer beruft sich in seinem Tweet auf eine "interne Info" der Berliner Polizeiführung. Demnach solle der Täter aus Tunesien stammen und Moslem sein:

Tatsächlich gilt der Tunesier Anis Amri inzwischen als dringend tatverdächtig. Das gaben die Ermittler jedoch erst am Mittwochvormittag bekannt — Bachmanns Tweet stammt schon von 22.16 Uhr am Montagabend. Es stellt sich die Frage, ob Bachmann diese Informationen tatsächlich durch einen Informanten bei der Polizei hatte, oder einfach geraten hatte und richtig lag.

Die Berliner Polizei dementiert jede Verbindung mit dem Pegida-Gründer und betont, dass erst am Dienstagnachmittag bei der Spurensicherung die Duldungspapiere im Führerhaus des Lkw gefunden wurden - erst diese brachten die Polizei auf Amris Spur. "Wir schließen definitiv und hundertprozentig aus, dass der Behörde schon am Montag Informationen über einen tunesischen Tatverdächtigen vorlagen", sagte der Berliner Polizeisprecher Winfrid Wenzel unserer Redaktion.

Dass das Dokument erst am Dienstag gefunden wurde, liege daran, dass der Lkw zur Untersuchung erst in eine Halle transportiert werden musste, um die Spurensuche den Anforderungen der Bundesanwaltschaft gemäß "kontaminationsfrei" zu ermöglichen.

"Es geht hier um Fingerabdrücke, DNA und Schmauchspuren", sagte Wenzel. Am Montagabend sei die Polizei hauptsächlich mit der Tatortsicherung beschäftigt gewesen. Zudem sei die Annahme, dass die Papiere offen auf dem Boden der Fahrerseite gelegen hätten, "weit weg von der Realität". Nach dem heftigen Zusammenprall mit den Weihnachtsmarktbuden seien sie verrutscht und zugedeckt gewesen.

Der Polizeisprecher verwies zudem darauf, dass Bachmanns "unsäglicher" Tweet am Montagabend nur wenige Minuten nach einer Twitter-Nachricht der Polizei von 20.57 Uhr erschien, in der diese über eine Festnahme informierte:

Es soll außerdem noch einen zweiten Tweet von Bachmann gegeben haben. Als bekannt wurde, dass der vorübergehend festgenommene Mann kein Tunesier, sondern Pakistaner war, habe er sich korrigiert und von "Afghanen und Pakistanern" geschrieben, sagt Wenzel. Den Korrektur-Tweet habe der Pegida-Gründer aber wieder gelöscht, als die Polizei am Mittwochvormittag über Amri als neuen Tatverdächtigen informierte. "Bachmann ist nicht bereit, zwischen Afghanen, Pakistanern und Tunesiern zu differenzieren", sagt Wenzel.

Bachmann hat am Mittwoch noch einmal auf seinen ersten Tweet verwiesen, ohne auf die Löschung einzugehen:

(bur)
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