Twitter-Debatte SPD-Mann Lauer stellt Sparkassen-Mitarbeiter als AfD-Anhänger bloß

Berlin · Der SPD-Politiker Christopher Lauer hat bei Twitter die E-Mail eines Sparkassen-Angestellten veröffentlicht, der AfD wählen möchte. Das Pikante: Der Mann verschickte die Nachricht mit seinem Sparkassen-Account.

 Christopher Lauer im Jahr 2014 vor der Sitzung des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Damals gehörte er der Piraten-Fraktion an.

Christopher Lauer im Jahr 2014 vor der Sitzung des Innenausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Damals gehörte er der Piraten-Fraktion an.

Foto: dpa

Mit seinem Arbeitgeber hat er nun vereinbart, ein paar Tage Urlaub zu nehmen.

Christopher Lauer ist ein Mann der klaren Worte: Seine politische Meinung macht er nicht nur bei Twitter öffentlich. Zuletzt kritisierte er die Verwendung des Begriffs "Nafri". Er gab ein Interview, in dem er unter anderem sagte, der Begriff sei "in hohem Maße entmenschlichend".

Das SPD-Mitglied erhielt darauf schon am 2. Januar eine E-Mail von einem Sparkassen-Angestellten aus Hessen. "Ich und mein Bekanntenkreis sind uns nun endgültig sicher bei der diesjährigen BW (Bundestagswahl - Anmerk. d. Red.) die einzig wahre Partei zu wählen, nämlich AfD", schrieb der Mann. Anschließend wünschte er sich noch, dass die SPD in der Bedeutungslosigkeit versinken möge. Das Pikante: Diese E-Mail verschickte der Mann von seinem Sparkassen-E-Mail-Account.

Der Anlass für Christopher Lauer, der für die Piraten-Partei bis 2016 im Abgeordnetenhaus in Berlin gesessen hat, die E-Mail samt Sparkassen-Profil des Angestellten von der Internetseite bei Twitter zu veröffentlichen und damit 34.000 Followern zugänglich zu machen. Damit trat er eine Lawine los. Die WAZ hatte als erstes darüber berichtet. Nicht nur, dass er daraufhin mehrere Hass-Nachrichten bekam, auch der Sparkassen-Mitarbeiter muss mit Konsequenzen rechnen. Auf Twitter reagierte nämlich auch sein Arbeitgeber und teilte mit, man habe mit dem Betroffenen einvernehmlich vereinbart, ihm ein paar Tage Urlaub zu gewähren. Die Gründe seien der "Schutz der Person und die Möglichkeit zur Klärung der Angelegenheit".

Lauer hält es zunächst für richtig, dass er die E-Mail veröffentlich hat. Etwas gehässig schreibt er auf Twitter:

Auch am 3. Januar rechtfertigt er seinen Tweet.

Dann jedoch muss er bemerkt haben, dass die Veröffentlichung für den E-Mail-Schreiber Folgen haben könnte. Seinen Followern teilte Lauer am 4. Januar mit, er habe bei der betreffenden Filiale der Sparkasse angerufen und darum gebeten, dass der Mitarbeiter nicht seinen Job verliere. "Die Mail war alles andere als geil, aber jeder hat eine zweite Chance verdient und der Fehler wird ihm sicher nie wieder passieren."

Auch die Tochter des Betroffenen meldete sich bei Twitter zu Wort. "Herr Lauer leidet an Selbstüberschätzung, wenn er meint, dass ein Anruf seinerseits alles regeln würde", schrieb sie. Wie die WAZ berichtet, will die Familie wohl auch juristisch gegen Christopher Lauer vorgehen.

In Düsseldorf habe es ein einziges Mal einen Fall gegeben, in dem ein Mitarbeiter sich öffentlich politisch geäußert habe und der sei sofort belehrt worden, sagt Gerd Meyer, Sprecher der Sparkasse Düsseldorf auf Anfrage. Grundsätzlich sei es nicht erlaubt, E-Mails mit politischen Meinungen über den Unternehmensaccount zu verschicken. Privat dürften sich Sparkassen-Angestellte natürlich politisch betätigen.

(heif)
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