Plagiatsvorwürfe gegen FDP-Politiker Chatzimarkakis Uni Bonn entscheidet Mitte Juli

Bonn (RPO). Nach Silvana Koch-Mehrin rückt der nächste FDP-Politiker in den Fokus von Plagiatsvorwürfen. Ob auch der Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis bei seiner Doktorarbeit abgeschrieben hat, will der zuständige Fakultätsrat der Universität Bonn am 13. Juli entscheiden.

Die vom Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät eingesetzte Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Dissertation habe ihre Arbeit abgeschlossen und das Ergebnis dem Ausschuss vorgestellt, teilte die Uni am Dienstag mit. Der Ausschuss werde nun eine Empfehlung an die Fakultät formulieren, über die der Fakultätsrat voraussichtlich in seiner Sitzung in zwei Wochen entscheiden werde.

Plagiatsfahnder von der Website "VroniPlag" hatten im Internet eine Reihe von angeblichen Plagiaten in der Doktorarbeit von Chatzimarkakis aufgelistet. Nach früheren Angaben der Uni hatte Chatzimarkakis den Dekan um Überprüfung gebeten, ob seine Doktorarbeit den Ansprüchen der Bonner Hochschule an gutes wissenschaftliches Arbeiten genüge. Chatzimarkakis hatte seine politikwissenschaftliche Doktorarbeit im Jahr 2000 unter dem Titel "Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des elektronischen Geschäftsverkehrs" vorgelegt.

Ebenfalls bis Mitte Juli will die Philosophische Fakultät der Uni Bonn klären, ob "VroniPlag"-Vorwürfe gegen die Politikprofessorin und FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos eine erneute Überprüfung ihrer Dissertation erforderlich machen und ob eine solche Prüfung rechtlich möglich ist. Mathiopoulos' Doktorarbeit war bereits Anfang der 1990er Jahre in die Kritik geraten. Eine Überprüfung hatte damals nach Angaben der Bonner Uni zwar handwerkliche Mängel offenbart, aber keine Verfehlungen, die zur Aberkennung des Doktortitels geführt hätten.

Mathiopoulos hatte ihre Doktorarbeit "Amerika: Das Experiment des Fortschritts - Ein Vergleich des politischen Denkens in Europa und in den USA" im Jahr 1986 vorgelegt. "Die Mitglieder des Ausschusses wollen sich bis zur nächsten Sitzung Mitte Juli selbst ein Bild von der damaligen Entscheidung machen, Einsicht in die Akten nehmen und dann entscheiden, wie es weitergeht", erklärte Dekan Günther Schulz. Zu klären sei weiterhin, ob die Fakultät an das Ergebnis der ersten Prüfung Anfang der 1990er Jahre gebunden sei.

Mathiopoulos war 1987 bundesweit bekannt geworden, als der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt die seinerzeit parteilose Politikwissenschaftlerin zur SPD-Sprecherin machen wollte. Nach heftiger innerparteilicher Kritik an der Nominierung von Mathiopoulos trat Brandt vom SPD-Vorsitz zurück.

Wegen Plagiaten in ihren Dissertationen waren zuletzt dem früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin ihre Doktortitel entzogen worden.

(apd/pst)
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