Besserer Schutz für Senioren Union will schärfere Regeln für Kaffeefahrten

Berlin · Senioren sollen besser vor unseriösen Angeboten und Betrug geschützt werden. Auch SPD und Grüne planen Hilfen für die ältere Generation.

Trickbetrüger Maschen und Tricks
22 Bilder

Die Maschen der Trickbetrüger

22 Bilder

Die CDU will verschärft gegen dubiose Angebote bei Kaffeefahrten, gegen unerlaubte Werbeanrufe in Pflegeheimen und gegen unseriöse Verkaufspraktiken im Internet vorgehen. "Hochbetagte werden oft in Verkaufssituationen nicht ernst genommen und sind überfordert. Mit dem Alter wird ein Geschäft gemacht", kritisierte die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner.

Die Menschen müssten vor "Nepp" geschützt werden, heißt es in einem Positionspapier zum verbesserten Verbraucherschutz für Senioren, das in das christdemokratische Wahlprogramm einfließen soll und das unserer Redaktion vorliegt. Die Union will ihre Vorhaben Ende Juni beschließen.

"Älteren das Leben erleichtern"

"Wir müssen dringend auf die älter werdende Gesellschaft reagieren, indem wir Älteren das Leben erleichtern", forderte Klöckner. Senioren nähmen "die schnellen Veränderungen unserer Zeit, die ganze Digitalisierung, nicht nur als Erleichterung wahr".

Um Ältere umfassend über ihre Rechte aufzuklären, sollten die Verbraucherzentralen auch in ländlichen Gebieten mit Informationsangeboten vertreten sein. Die Möglichkeit der Abmahnung und der Klage gegen unseriöse Anbieter müsse konsequent genutzt werden.

Häufiger betrogen als beraubt

"Senioren werden deutlich häufiger betrogen als beraubt", sagte Monika Weiß, Expertin für Seniorensicherheit beim Landeskriminalamt Berlin. Im vergangenen Jahr sind deutlich mehr Seniorinnen und Senioren Opfer von Straftaten geworden als noch 2003 — die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnete im Zehnjahresvergleich einen Anstieg um 41 Prozent. Der Anteil der Opfer über 60 an allen Betroffenen liegt unverändert bei 5,4 Prozent, weil die Zahl der registrierten Straftaten in ähnlichem Umfang gestiegen ist. Die Wahrscheinlichkeit, als Senior Opfer zu werden, hat sich also nicht stärker erhöht als bei allen anderen Altersgruppen.

Auch die Sozialdemokraten haben in ihrem Wahlprogramm die Senioren als Zielgruppe entdeckt und werben für eine "Gesellschaft des längeren Lebens". Die Hilfe für Ältere soll in den Kommunen konkret durch Seniorenbüros verbessert werden, in denen Ältere Alltagshilfen bekommen können. Man müsse "Generationenbündnisse" zwischen Jüngeren und Alten fördern, heißt es bei der SPD. Die für das Miteinander der Generationen so wichtigen Mehrgenerationenhäuser will die SPD über eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen weiter fördern.

Eine Chance für Unternehmen

Die Grünen werben in ihrem Programm für eine seniorengerechte Gesellschaft durch mehr gesundheitliche Prävention, altersgerechte Arbeitsplätze und einen Ausbau der Weiterbildungsangebote für Ältere. Dies sei angesichts des demografischen Wandels und des Mangels an Fachleuten "ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft".

Die CDU sieht in der älter werdenden Gesellschaft ebenfalls eine Chance für Unternehmen. "Sie müssen sich künftig viel stärker auf die Bedürfnisse der Senioren ausrichten, wenn sie erfolgreich bleiben wollen: bei Verpackungsgrößen, bei der Lesbarkeit und bei der Handhabung", sagte die stellvertretende CDU-Vorsitzende Klöckner. Auf sogenannte Anglizismen, also englische Ausdrücke, und auf missverständliche Wortschöpfungen soll auf Gebrauchsanweisungen und technischen Geräten künftig verzichtet werden.

Die Alterung der Gesellschaft war auch gestern Thema beim "Demografiegipfel" im Kanzleramt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte eine gezielte Zuwanderung, um den demografischen Wandel zu bewältigen. Außerdem sprach sie sich für mehr Mobilität auf dem Arbeitsmarkt in Europa aus.

(brö)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort