Organe von hirntoten Patienten ohne Erlaubnis? Unionspolitiker: Umstellung bei Organspenden

Berlin (RPO). Jahrelang warten in Deutschland viele Kranke auf Spenderorgane. Rund 1000 sterben Jahr für Jahr, während sie noch auf eine Transplantation hoffen. Experten aus CDU wie CSU zeigen sich nun dafür offen, das Grundprinzip in der Transplantationsmedizin umzukehren. Danach sollen hirntoten Patienten Organe entnommen werden können, sofern sie dem zu Lebzeiten nicht widersprochen haben.

Derzeit muss ein Hirntoter einer Organspende ausdrücklich zugestimmt haben oder die Angehörigen müssen Ja sagen. "In Anbetracht des Mangels an Spenderorganen muss über alle Möglichkeiten offen diskutiert werden, die zu einer Verbesserung der Situation führen", sagte der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), der "Welt am Sonntag".

Rechte von kranken Lebenden

Der Obmann der Union im Gesundheitsausschuss des Bundestags, Rolf Koschorrek, sieht in der von ihm angestrebten Widerspruchsregelung "eine Möglichkeit, die Versorgung mit Spenderorganen hierzulande entscheidend zu verbessern". Nach Ansicht des ärztlichen Direktors des Deutschen Herzzentrums Berlin, Roland Hetzer, sei die Gewichtung in Deutschland dazu verquer: "Die Rechte von Verstorbenen werden höher gewertet als die von kranken Lebenden."

"Die Widerspruchslösung wäre die sinnvollste und einfachste Maßnahme, um den Menschen zu helfen, die auf ein Spenderorgan warten", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Bernd Metzinger.

Manche Wissenschaftler würden sogar noch weiter gehen wollen. "Die Bürger sollten dazu verpflichtet werden, sich zu erklären, ob sie nach einem Hirntod mit einer Organspende einverstanden wären oder nicht", sagte Eckhard Nagel, Mitglied des Deutschen Ethikrats und Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaft an der Universität Bayreuth in der "Welt am Sonntag".

(DDP/top)
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