Plagiatsvorwürfe Ministerin von der Leyen behält Doktortitel

Hannover · Ursula von der Leyen ist mit einem blauen Auge davongekommen: Die Verteidigungsministerin darf ihren Doktortitel behalten, muss aber mit deutlicher Kritik ihrer Hochschule leben.

 Die Bundesverteidigungsministerin kann aufatmen.

Die Bundesverteidigungsministerin kann aufatmen.

Foto: dpa, nie gfh

Nach monatelanger Prüfung hat die Medizinische Hochschule Hannover den Doktortitel von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bestätigt. Das entschied der Senat der Hochschule am Mittwoch nach Prüfung der Plagiatsvorwürfe mit klarer Mehrheit. Es seien aber einige Plagiate festgestellt worden, sagte MHH-Präsident Christopher Baum. "Es geht um Fehler, nicht um Fehlverhalten." Es habe keine Täuschungsabsicht vorgelegen.

Die MHH hatte die Doktorarbeit von der Leyens, die nur 62 Seiten umfasst, ein halbes Jahr lang geprüft. Plagiatsjäger hatten von der Leyen im September schwere Regelverstöße in der 1990 erschienenen Arbeit vorgeworfen. Von der Leyen streitet die Vorwürfe ab. Sie selbst bat ihre frühere Hochschule um eine Überprüfung der Arbeit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich unmittelbar vor der Entscheidung hinter ihre Verteidigungsministerin gestellt. Auf die Frage, ob von der Leyen auch ohne den akademischen Grad noch das Vertrauen der Kanzlerin habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert: "Selbstverständlich. Die Ministerin ist eine hervorragende Verteidigungsministerin, was man gerade in diesen Tagen wieder beim Zustandekommen der Nato-Aktivitäten in der Ägäis gesehen hat."

Auf der Internetseite "Vroniplag Wiki" war von Plagiatsfundstellen auf 27 von 62 Seiten der Dissertation die Rede. Von der Leyen streitet die Vorwürfe ab. Sie hält sich zurzeit in den USA auf.

Von der Leyen hat ihre Doktorarbeit vor 26 Jahren geschrieben. Der wichtigste Experte für saubere wissenschaftliche Arbeit in Deutschland, Wolfgang Löwer (Bonn), sagte, er sei dafür, nach so langer Zeit keine Sanktionen mehr gegen die Autoren zu erheben. Es gehe ihm nicht darum, verdächtige Doktorarbeiten etwa nach 15 Jahren nicht mehr zu prüfen, sondern um den gesellschaftlichen Schutz der Verfasser, sagte er der dpa.

In der Vergangenheit sahen sich mehrere Politiker mit Plagiatsaffären konfrontiert. So trat der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) 2011 kurz nach Entzug seines Doktortitels zurück.

(dpa)
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