Klöckner, von der Leyen, Kramp-Karrenbauer Drei Kronprinzessinnen für Merkel

Berlin · Wer löst die Bundeskanzlerin ab? Die strebsame Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gilt manchem schon als natürliche Nachfolgerin. Doch auch Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz) und Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland) können oben mitmischen.

 Für die Zeit nach Merkel gelten neben Ursula von der Leyen (l.) auch Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz, r.) und Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland) als Kandidatinnen.

Für die Zeit nach Merkel gelten neben Ursula von der Leyen (l.) auch Julia Klöckner (Rheinland-Pfalz, r.) und Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland) als Kandidatinnen.

Foto: dpa, kombo rpo

Das Signal der Bundeskanzlerin beim Parteitag der CDU, zur Bundestagswahl 2017 noch einmal ins Rennen zu gehen, ist von den Delegierten mit Zustimmung und Erleichterung aufgenommen worden. Gesagt hatte Angela Merkel es zwar nicht. Doch nach der Rede waren sich die Parteimitglieder einig, dass sie genau das gemeint habe.

Denn wer nach Merkel die CDU führen wird und möglicherweise die Chance hat, den Chefsessel im Kanzleramt zu bekommen, gilt in der Partei als offene Frage. Ihre einstigen Kronprinzen, der frühere niedersächsische Ministerpräsident David McAllister, der frühere Umweltminister Norbert Röttgen und der ins Amt des Innenministers zurückgekehrte Thomas de Maizière, haben alle an Glanz verloren. Wobei de Maizière immer noch genannt wird, wenn es darum geht, im Fall eines Unglücks die Kanzlerin zu ersetzen. Zumal er bei den Sozialdemokraten aus seiner Zeit als Kanzleramtsminister beliebt ist und in einer großen Koalition akzeptiert würde. Deshalb richtet sich der Blick auf drei Frauen.

Aus der Damenriege ist Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen schon eine ganze Weile im Rennen. In ihrer Partei wird sie geachtet, aber nicht gemocht, wie auch ihr Ergebnis von rund 70 Prozent zur Wahl der Parteivizechefin in dieser Woche zeigte. Ihre Art, dass was sie für richtig hält, im Alleingang umzusetzen, verübeln ihr viele Parteifreunde. Auf der anderen Seite bewundern sie von der Leyen als gute Wahlkämpferin und begnadete TV-Talkerin. Schon vor ihrem Wechsel ins Verteidigungsministerium galt sie als Allround-Talent der CDU. "Wenn sie das schafft, dann steht ihr das Kanzleramt offen", sagen manche in der Partei, die davon ausgehen, dass die Kanzlerin ihre Kronprinzessin mit dem Verteidigungsministerium einem Stresstest unterziehen wollte. Das Ministerium gilt als Schleudersitz. Etliche Vorgänger sind über Affären gestolpert oder an den verkrusteten Strukturen im Haus gescheitert.

Die 56-jährige von der Leyen selbst weist Ambitionen aufs Kanzleramt regelmäßig mit der Feststellung zurück, dass es in jeder Generation nur einen Kanzler gebe - in ihrer sei es Merkel. Die feierte in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag. Wenn Merkel 2017 tatsächlich noch einmal antritt, sind von der Leyens Chancen, sie eines Tages zu beerben, tatsächlich nicht besonders groß. Das gilt auch für den Fall, dass Merkel überraschend aus dem Amt schiede. Es wäre unsicher, ob die SPD von der Leyen in einer großen Koalition mittrüge.

Ein wenig holzschnittartig gilt für die rheinland-pfälzische Parteichefin Julia Klöckner die umgekehrte Feststellung wie für von der Leyen: Klöckner wird in der Partei gemocht, aber nicht ausreichend geachtet. Nach der Kanzlerin bekam sie als Vizechefin der Bundespartei das beste Wahlergebnis beim Parteitag in Köln. Ihre herzliche und bodenständige Art bringt Klöckner viele Sympathien, mit ihren klaren Positionen in ethischen Fragen spricht sie die Seele der Partei an - etwa bei der Forderung nach einem Burka-Verbot in Deutschland.

Noch muss Klöckner aber beweisen, was sie draufhat. Sollte es ihr gelingen, 2016 die CDU in Rheinland-Pfalz zum Sieg zu führen und aus einem Koalitionspoker als Ministerpräsidentin hervorzugehen, wäre sie einen deutlichen Schritt weiter. Wenn die 41-Jährige es dann noch schafft, ihr Land ordentlich zu führen und gelegentlich mit ihren Herzensthemen bundespolitisch Duftmarken zu setzen, ist sie für jedes weitere Amt im Rennen. Klöckner ist zudem jung genug, geduldig sein zu können. Sie selbst lacht laut, wenn sie auf mögliche Ambitionen aufs Kanzleramt angesprochen wird. Lautes Lachen ist allerdings auch kein Dementi.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer wurde so oft als Geheimtipp für eine mögliche Merkel-Nachfolge gehandelt, dass dieser Tipp nun nicht mehr geheim ist. Anders als bei von der Leyen und Klöckner gehen bei ihr nicht gleich alle Kameras an, wenn sie den Saal betritt. Dass sie im Gespräch ist, liegt eher an einer gewissen Ähnlichkeit mit Merkel: Kramp-Karrenbauer ist unprätentiös, thematisch unglaublich beschlagen und machtpolitisch mit allen Wassern gewaschen. Sie ist der Typ, dessen Stunde in einer Krisensituation schlagen könnte - so wie auch Merkel in der Partei aufgestiegen ist. In der CDU ist Kramp-Karrenbauer beliebt und gut vernetzt - etwa über die Frauenunion und über den Arbeitnehmerflügel CDA. Inhaltlich ist sie eine Vertreterin der Merkel/von-der-Leyen-CDU: modern, liberal, pragmatisch, egalitär.

Mit 52 Jahren ist Kramp-Karrenbauer zwar nicht die nächste Generation nach Merkel, aber immerhin zwei Wahlperioden jünger als die Kanzlerin. Angesprochen auf mögliche Ambitionen, sagt sie, das Saarland sei so klein, da könnten nicht gleich zwei CDU-Politiker auf Bundesebene herausragende Rollen haben. Damit spielt sie auf Kanzleramtsminister Peter Altmaier an, der ebenfalls aus dem Saarland stammt. Aber: Auch eine solche Aussage muss nicht als klares Nein gewertet werden.

(qua)
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