Monatelang überwacht Verfassungsschutz observierte Murat Kurnaz im Herbst 2006

Berlin (RPO). Murat Kurnaz wurde offenbar noch im Herbst 2006 vom Verfassungsschutz überwacht. Teilweise sporadisch, teilweise systematisch sollen die deutschen Behörden den jungen Mann beobachtet haben. Dahinter steckte wohl die Vermutung, Kurnaz könne auf Guantanamo "radikalisiert" worden und jetzt erst recht gefährlich sein.

Die sieben wichtigsten Fragen um Murat Kurnaz
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Foto: AP

Nach Darstellung der ARD war der Geheimdienst bereits mit dabei, als Kurnaz am 24. August 2006 auf der US-Flugbasis in Ramstein landete. Noch Monate lang sei die Beobachtung beibehalten worden. Inzwischen sei die Beobachtung eingestellt worden, weil Kurnaz nicht mehr als Sicherheitsrisiko angesehen werde.

Man habe den Verdacht gehabt, Kurnaz sei möglicherweise in dem Gefangenenlager "radikalisiert" worden, hieß es in der "Süddeutschen Zeitung". Mit der Observation hätten die Behörden sicherstellen wollen, dass der Ex-Häftling keine Straftaten plant, berichtete das Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel"

Kurnaz' Anwalt Bernhard Docke bezeichnete die Observation als "unglaublich". "Da wird nach fünf Jahren Haft und Folter der verlorene Sohn, der verstoßene, wieder endlich in Freiheit entlassen und hier wird er behandelt wie ein Staatsfeind", sagte er der ARD.

Laut "Süddeutscher Zeitung" erbrachte die Observation keine Hinweise auf eine Radikalisierung von Kurnaz und wurde deshalb Ende 2006 eingestellt. Die Observanten hatten sich demnach zeitweise in einem Lastwagen versteckt, der in der Nähe von Kurnaz' Wohnhaus geparkt war.

(afp)
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