Geiselnahme im Irak Verhandler hatten schon früh Kontakt zu Osthoff-Entführern

Frankfurt/Main (rpo). Im Entführungsfall Osthoff hatten die deutschen Unterhändler einem Medienbericht zufolge bereits seit zwei Wochen Kontakt zu den Geiselnehmern. Die Entführer hätten zwar offiziell politische Forderungen erhoben, letztlich sei es ihnen aber nur um Lösegeld gegangen. Nach 23 Tagen Geiselhaft war die Archäologin Susanne Osthoff am Sonntag freigelassen worden.

Reaktionen auf die Freilassung von Susanne Osthoff
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Foto: AP

Nach Informationen des Magazins "stern" wurde sie von Männern aus dem Duleimi-Stamm entführt, dessen Angehörige vor allem im Westirak leben. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der am 11. Dezember in der ARD sagte, es sei "im Interesse der Geisel, den Mund zu halten", hatte laut "stern" damals bereits Kenntnis davon, dass Osthoff am Leben war und bald freikommen würde.

Dass es dann bis zum 18. Dezember dauerte, habe vermutlich daran gelegen, dass wegen der irakischen Parlamentswahl die Überlandstraßen zwischen den Provinzen tagelang gesperrt gewesen seien. Die Geisel habe deshalb nicht aus ihrem Versteck nach Bagdad gebracht werden können.

Osthoff ist nach dem Bericht des Magazins extrem erschöpft. Es graue ihr vor dem Medienrummel in Deutschland. Nur ihre Tochter wolle sie treffen und das vermutlich in einem friedlichen arabischen Land. Laut Bayerischem Rundfunk hat auch die Familie Osthoffs bislang keinen Kontakt zu der freigelassenen Geisel. Ihre Schwester Anja sagte dem Sender: "Toll wäre es, wenn wir sie sehen könnten. Dann könnten wir das auch alle besser verarbeiten. Aber man muss ihr das natürlich lassen, wie sie das will. Ich denke, man muss ihr schon viel Zeit geben."

Die Irak-Korrespondentin des Privatsenders RTL, Antonia Rados, kritisierte indessen die Äußerungen des ehemaligen Staatsministers im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, zu Deutschen in Krisengebieten. Chrobog hatte im Zusammenhang mit dem Entführungsfall Osthoff gesagt, es gebe ein "Sozialversicherungsdenken" einiger Deutscher im Ausland. "Ich habe das nie festgestellt", sagte Rados der "Berliner Zeitung". "Jeder, den ich kennen gelernt habe, versuchte, sich so gut wie möglich zu schützen." Niemand fahre sorglos in den Irak. "Und niemand rechnet damit, dass er im Zweifelsfall von der Regierung gerettet werden kann. Dafür ist schon zu viel passiert", sagte Rados.

(ap)
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