Walter Kohl "Angela Merkel hatte Anteil am Tod meiner Mutter"

Berlin · Der Sohn von Altkanzler Kohl hat schwere Vorwürfe gegen Kanzlerin Merkel erhoben. Sie habe 1999 als damalige CDU-Generalsekretärin ihre Partei in der Spendenaffäre aufgefordert, sich von Kohl loszusagen. Dessen Frau Hannelore nahm sich zwei Jahre später das Leben.

 Walter Kohl, Sohn von Altkanzler Helmut Kohl (Archivbild, 2013).

Walter Kohl, Sohn von Altkanzler Helmut Kohl (Archivbild, 2013).

Foto: dpa, fru fdt

2001 war ein düsteres Jahr für den ältesten Sohn von Altkanzler Helmut Kohl. Walter Kohl, heute 53 Jahre alt, erlebte damals den Druck, der durch das Verhalten seines Vaters in der CDU-Spendenaffäre auf der Familie lastete. Seine Mutter, Hannelore Kohl, nahm sich nach jahrelangem Leiden unter einer Lichtallergie das Leben, und seine erste Ehe zerbrach.

Jetzt hat Walter Kohl, der die damalige Krise überwand und sich für einen Neuanfang entschied, noch einmal zurückgeblickt und im aktuellen "Zeit-Magazin" schwere Vorwürfe gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel erhoben. "Für mich hat Frau Merkel einen nicht unerheblichen Anteil am Tod meiner Mutter", sagte Kohl dem Magazin und verwies auf die Vorgänge der Spendenaffäre 1999 und einen Beitrag Merkels in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Darin hatte Merkel als damalige Generalsekretärin ihre Partei aufgefordert, sich von Kohl loszusagen, der die Namen der Spender nicht nennen wollte. "Als Politikprofi wusste Frau Merkel, dass sie eine Lawine lostritt, die unsere Mutter und unsere Familie schwer beschädigen würde", sagte Kohl weiter. Die heutige CDU-Vorsitzende habe aber "zu keinem Zeitpunkt öffentlich gesagt: Lasst die Familie aus dem Spiel. Dabei wusste sie genau, dass meine Mutter schwer krank war."

Hannelore Kohl sei danach "auf übelste Art geschmäht, sogar als ,Spendenhure‘ beschimpft worden", so Walter Kohl weiter. Seine Mutter habe sich von Merkel verraten gefühlt. Diese habe sich "schäbig" verhalten, zumal Merkel laut CDU-Präsidiumsprotokollen zu Beginn der Spendenaffäre selbst gesagt habe, die CDU dürfe ihren langjährigen Parteichef nicht im Regen stehen lassen und müsse auch seine Familie schützen.

Für Merkel kommen die schweren Vorwürfe mit dem Beginn des Wahlkampfs zur Unzeit, äußern will sich aus ihrem Umfeld niemand. Kurt Biedenkopf, langjähriger Ministerpräsident Sachsens, erlebte die Spendenaffäre als CDU-Präsidiumsmitglied jedoch mit und bricht nun eine Lanze für Merkel.

Die übrigen Äußerungen Walter Kohls im Interview, etwa dazu wie er die Lebenskrise überwand, hätten ihm gut gefallen, sagte Biedenkopf unserer Redaktion. "Seine Vorwürfe gegen Angela Merkel sind jedoch haltlos." So sei Merkel als Generalsekretärin in der Pflicht gewesen, die CDU von der Last zu befreien, die ihr Helmut Kohl mit den Spenden durch anonyme Spender aufgebürdet hatte.

Mike Pence und Angela Merkel bei der Münchner Sicherheitskonferenz
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Biedenkopf verweist zudem darauf, dass seine Frau in der Folgezeit mehrfach Kontakt zu Hannelore Kohl gehabt habe. "Von einer Enttäuschung Frau Kohls durch Frau Merkel oder die CDU war zu keinen Zeitpunkt die Rede", sagte Biedenkopf. Hannelore Kohl habe wohl selbst ihren Mann gebeten, die Namen der Spende offen zu legen, weil sie sonst eine Hausdurchsuchung fürchtete, sagte der 87-Jährige unserer Redaktion.

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