Gesundheitswesen Warum Krankenkassen immer teurer werden

Düsseldorf (rpo). Gesetzlich Versicherte müssen im laufenden Jahr mit steigenden Beiträgen für die Krankenkasse rechnen. Der Sprecher der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK), Jörg Bodanowitz, sprach vor dem Hintergrund steigender Arzneimittelkosten von einer "Welle von Beitragssatzerhöhungen". Zwangsrabatte sollen jetzt die Lösung bringen.

Die günstigsten Kassen zum Jahresbeginn
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Foto: AP

Zuvor hatten Vertreter der Krankenkassen die Pharmaindustrie scharf kritisiert.

"Die Pharma-Industrie muss sich schon überlegen, ob es ihrem Image förderlich ist, nur auf die kurzfristige Gewinnmaximierung zu schielen", sagte der Chef der Techniker Krankenkasse (TK), Norbert Klusen, der "Berliner Zeitung". Gehe die Entwicklung ungebremst weiter, müssten im Endeffekt die Spitzendividenden der Unternehmen über höhere Krankenkassenbeiträge finanziert werden. "Hinterher werden dann die gestiegenen Lohnzusatzkosten beklagt", kritisierte Klusen.

Er führte den Kostenanstieg im ersten Halbjahr bei Arzneien unter anderem auf massive Marketingmaßnahmen der Industrie bei den Ärzten zurück. Es sei auffällig, dass deutlich mehr teure Arzneimittel mit fragwürdigem therapeutischen Zusatznutzen verschrieben worden seien als im ersten Halbjahr 2004.

Bei der Techniker Krankenkasse hätten die Ausgaben von Januar bis Juni diesen Jahres um insgesamt 18 Prozent über dem Vorjahreswert gelegen, sagte Klusen. "Das ist schon bedenklich", fügte er hinzu. Das Verhalten der Pharmaindustrie werde dazu führen, dass der Staat erneut mit dirigistischen Lösungen eingreife.

Zwangsrabatte sollen Lösung bringen

Klusen forderte bessere Arzneimittel-Informationen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen. So sei in Hessen, wo die Ärzteorganisationen intensiv über Medikamente informiert habe, der Ausgabenzuwachs deutlich geringer ausgefallen als im Saarland, wo es kaum solche Angebote gebe. Trotz gestiegener Arznei-Ausgaben schloss Klusen ein Minus in der Bilanz der gesetzlichen Kassen für dieses Jahr aus: "2005 werden die Kassen 700 Millionen Euro bis 800 Millionen Euro im Plus sein", sagte er. Im Vergleich zu 2004 sei das aber "nicht besonders viel".

Der Vorstandschef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, unterstützt die Forderungen des Barmerchefs Fiedler nach neuen Zwangsrabatten für Arzneimittel. "Sollte die Kassenärtzliche Bundesvereinigung bei ihrer Verweigerungshaltung gegenüber den von den Kassen vorgeschlagenen Bonus/Manusregelungen zur wirtschaftlichen Arzneimittelversorgung bleiben, dann muss der Gesetzgeber handeln", forderte auch AOK-Bundesvorstand Ahrens im "Hamburger Abendblatt".

(afp)
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