Angela Merkel kanzelt neuen Arbeitgeberpräsidenten ab "Wie der Pudding ist, erkennt man beim Essen"

Berlin · Die Worte "Arbeitgeberpräsident" und "Hundt" gehörten lange Zeit untrennbar zusammen, nun gehen sie getrennte Wege, sagte die Kanzlerin am Montagabend beim Gala-Dinner im Deutschen Historischen Museum zum Abschied von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. 17 Jahre stand Hundt an der Spitze der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände. "Sie werden eine Weile brauchen, bis Sie das schaffen", bemerkte Merkel an Ingo Kramer gewandt, der die Nachfolge Hundts angetreten hat.

Ingo Kramer ist Arbeitgeberpräsident
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Es ist eine erste warnende Spitze der Kanzlerin gegen Kramer, der zuvor heftige Kritik an den schwarz-roten Koalitionsverhandlungen geübt hatte. Der neue Arbeitgeberpräsident geißelte den einheitlichen Mindestlohn von 8,50 Euro, die geplanten Regulierungen bei der Zeitarbeit und bei den Werksarbeitnehmern. Die Arbeitgeber verfolgten die Verhandlungen mit "zunehmenden Sorgen", hatte Kramer die Kanzlerin gemahnt.

Die erfolgreichen rot-grünen Arbeitsmarktreformen sollten Stück um Stück zurückgedreht werden, Deutschland wolle die Gründe seines Beschäftigungswunders wieder aufgeben. "Das kann doch wohl nicht wahr sein", hatte Kramer ungewöhnlich scharf formuliert. Er kritisierte auch das "Füllhorn", das Union und SPD bei den Sozialausgaben planten und sagte zu Merkel: "Bestellen Sie nichts, was Sie nicht bezahlen können!"

Merkel, der diese Angriffe offenkundig nicht passten, schlug spitz zurück. Die Wähler hätten keiner Partei die absolute Mehrheit gegeben, nun müsse sie sich um eine Regierungsmehrheit kümmern. In der deutschen Wirtschaft sei es leider "vorgekommen, dass aus jeder Flexibilisierung am Arbeitsmarkt wieder ein Missbrauch geworden ist". Je mehr so etwas vorkomme, "umso gefährlicher wird es, dass wieder alles reguliert wird".

Kramers Vorgänger Hundt lobte Merkel dagegen als glaubwürdig - auch das eine unverhohlene Spitze gegen den Neuen. Der 75-Jährige, der nach der Bundestagswahl offen für die Große Koalition geworben hatte, sei ein "kraftvolles Sprachrohr der Wirtschaft" gewesen, habe ihr ein "unverwechselbares Gesicht" gegeben. "Der Mann weiß, wovon er spricht", so Merkel. Bevor Kramer "hier so selbstbewusst" auftrete und Schwarz-Rot kritisiere, solle er erst mal abwarten, was hinten herauskommen werde. "The Proof of the Pudding is the Eating", sagte Merkel. Wie der Pudding sei, erkenne man beim Essen.

(mar)
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