28. Oktober 2009: CDU-Chefin Angela Merkel stellt sich erneut zur Wiederwahl als Kanzlerin.

Als sie pünktlich um 10 Uhr in den Bundestag kommt, wirkt sie angespannt. Merkel trägt gediegenes Schwarz und eine Halskette.

Später löst sich das. Merkel winkt an der Seite von Ursula von der Leyen ins Publikum.

Vielleicht winkt sie ja in Richtung der Zuschauertribüne. Mit unter den Gästen sind an diesem Tag übrigens auch die Eltern von Angela Merkel, Horst Kasner, links, und Herlind Kasner.

Die Abstimmung erfolgt geheim und ohne Aussprache. Die Abgeordneten geben in einer Wahlkabine ihre Stimme ab.

Am Ende erhält Merkel mit 323 Stimmen eine deutliche Mehrheit. Allerdings fehlen ihr rechnerisch neun Stimmen. Hätten alle Abgeordneten von Union und FDP für Merkel gestimmt, wäre die Kanzlerin mit 323 Stimmen wiedergewählt worden.

Trotzdem: Von der Kanzlerin fällt sichtbar die Anspannung ab.

Guido Westerwelle gratuliert seiner Wahlpartnerin. Er selbst soll an diesem Tag auch noch seinen Amtseid ablegen.

Zu den Gratulanten zählt auch Westerwelles Vorgänger, Frank-Walter Steinmeier (SPD). Wenig später geht er bereits seiner Rolle als Oppositionsführer nach und empört sich über Merkels Reiseplanung. Die Kanzlerin fliegt nach Paris anstatt dem Parlament eine Regierungserklärung abzugeben.

Nach der Wahl fährt Merkel ins Schloss Bellevue, wo sie aus der Hand von Bundespräsident Horst Köhler ihre Ernennungsurkunde erhält.

Direkt danach geht es zurück in den Bundestag. Bundestagspräsident Norbert Lammert nimmt der formal bereits offiziell im Amt befindlichen Politikerin den Amtseid ab. Merkel spricht dabei die Formel "So wahr mir Gott helfe", unterlässt es aber dabei, die Hand zu heben.

Auch dieser Schritt ist nun geschafft. Merkel nimmt auf der Regierungsbank Platz und wirkt dabei ein wenig verloren. Sobald ihre Minister vereidigt sind, wird sie dort oben Gesellschaft bekommen.

Wenig später ist es dann soweit. Die Mitstreiter von Merkel sind ernannt und vereidigt. Das erste Gruppenfoto zeigt die neue Regierungsmannschaft in voller Pracht.

Eine Formalie muss aber heute noch befolgt werden: Zuvorkommen rückt Vize Guido Westerwelle Merkel den Stuhl für die konstituierende Kabinettssitzung zurecht.

An diesem Tisch im Bundeskanzleramt wird das Kabinett in den nächsten vier Jahren tagen. Heute aber nicht solange. Auf dem Programm stehen die offizielle Ressortverteilung und Aufgabenbestätigung.

Und schon ist Angela Merkel wieder weg und der Vizekanzler steht alleine da. Für den Abend hat sie noch einen Termin in Paris, zu dem sie ihren Flieger bekommen muss.

Kaum im Amt, macht die Kanzlerin schon ihren "Antrittsbesuch" beim französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Beim Abendessen wollen die beiden die deutsch-französische Zusammenarbeit der nächsten Jahre planen.