Rückblick auf die Affäre Pofalla/Bosbach "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen"

Düsseldorf · Was sich Ende September 2011 zwischen Wolfgang Bosbach und dem damaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla abspielte.

 Ronald Pofalla entschuldigte sich nach seinem Wutausbruch.

Ronald Pofalla entschuldigte sich nach seinem Wutausbruch.

Foto: dapd, dapd

Von seinen Freunden wird der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach dafür gerühmt, dass er nicht nur vor laufenden Kameras, sondern auch in der Fraktion und in den Gremiensitzungen seine Meinung vertritt. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise im Spätsommer 2011 kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen Bosbach und dem damaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU).

Die nordrhein-westfälische CDU-Landesgruppe traf sich in der Berliner Repräsentanz des Landes, um über den Euro-Rettungsschirm EFSF zu beraten. Bei der Frage, wer gegen den Rettungsschirm stimmen werde, meldete sich auch der damals noch neue Abgeordnete Carsten Linnemann, der heute der Unionsmittelstandsvereinigung vorsitzt. Pofalla der zwei Plätze von Linnemann entfernt saß, fragte, ob dieser in der Nacht noch Nachhilfe benötige.

Bosbach sprang dem jüngeren Kollegen zur Seite und kritisierte Pofallas drohenden Tonfall, dies sei nicht die "feine englische Art". Kurz darauf war die Sitzung der CDU-Parlamentarier beendet. Pofalla und Bosbach trafen beim Herausgehen aufeinander. Pofalla raunzte Bosbach an: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen."

Dann eilte Pofalla weiter, drehte sich noch einmal um setzte nach: "Du machst mit deiner Scheiße alle Leute verrückt." Bosbach wiederum, der von dieser Verbal-Attacke völlig überrascht war, ging Pofalla hinterher und verteidigte sich. Der Streit, den viele Abgeordnete mithörten, hatte sich mittlerweile auf die Straße verlagert, wo die Dienstlimousinen warteten:

"Ronald, guck bitte mal ins Grundgesetz, das ist für mich eine Gewissensfrage", argumentierte Bosbach. Pofalla wurde noch einmal ausfällig, bevor er in den Wagen stieg: "Lass mich mit so einer Scheiße in Ruhe", sagte er.

Der damalige Kanzleramtsminister und heutiges Vorstandsmitglied der Bahn AG entschuldigte sich anschließend bei Bosbach für seinen Wutausbruch. Bosbach nahm die Entschuldigung an.

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