Der UN-Gipfel in Kopenhagen beginnt Worum es beim Klimagipfel geht

Brüssel (RP). In Kopenhagen ringen die Staats- und Regierungschefs ab heute um ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll. Ein Knackpunkt wird sein, Schwellenländer zu verbindlichen Zusagen zu bewegen.

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Foto: ddp

Mehr als 15 000 Delegierte, Umweltschützer und Journalisten sind ab heute bis zum 18. Dezember beim UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Erst am Ende reisen die wichtigen Staats- und Regierungschefs an, mehr als 100 wollen derzeit kommen.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nehmen am 17. und 18. Dezember teil, um notfalls auf der Zielgeraden eine Einigung zu ermöglichen. Auch US-Präsident Barack Obama hat sich für den 18. Dezember angesagt.

Was ist das Ziel der Konferenz? Das Treffen soll ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll liefern, da die darin vereinbarten Klimaschutzziele Ende 2012 auslaufen. In Kyoto hatten sich zudem nur 40 Industriestaaten zu einer Reduktion der Emissionen verpflichtet, die USA beispielsweise nicht. Das neue Abkommen soll für alle Staaten gelten.

Gibt es in Kopenhagen einen neuen Vertrag? So lautete das ursprüngliche Ziel. Doch eine Einigung auf ein rechtlich verbindliches Abkommen gilt inzwischen als unrealistisch. Gastgeber Dänemark hat deshalb angekündigt, eine politische Grundsatzeinigung erzielen zu wollen. Details sollen 2010 ausgehandelt werden.

Wo hapert es? Die Industrieländer konnten sich nicht einigen, den Empfehlungen von Wissenschaftlern zu folgen und ihre Emissionen bis 2050 um 80 Prozent verglichen mit 1990 zu reduzieren. Die Entwicklungsländer lassen sich nun nicht in die Pflicht für eigene Reduktionsziele nehmen. Zudem fehlen konkrete Zusagen zu den Klimaschutz-Finanzhilfen für ärmere Länder.

Was wäre ein Erfolg? Umweltminister Norbert Röttgen hat drei Minimalziele definiert: verbindliche Minderungspflichten der Industrieländer, konkrete Beiträge der Entwicklungsländer und die Finanzierung des Klimaschutzes in den ärmeren Staaten.

Welche Rolle spielt Europa? Die EU sieht sich als Vorreiterin in Sachen Klimaschutz. Europa will den Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 senken, wäre bei vergleichbaren Anstrengungen anderer Industriestaaten auch zu einer Reduktion um 30 Prozent bereit. Klar ist auch, dass Europa die Entwicklungsländer beim Klimaschutz unterstützen will und muss. Konkrete Summen wurden bisher aber nicht vereinbart.

Folgen die größten Verschmutzer den Europäern? Fraglich. US-Präsident Obama will zwar konkrete Zielmarken vorlegen. Seine Absicht, die US-Treibhausgas-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 2005 um 17 Prozent zu senken, ist aber kaum mehr als ein Zeichen der Hoffnung. Denn vergleicht man das US-Minderungsziel mit dem der EU, das sich auf 1990 bezieht, beträgt es nur etwas über drei Prozent. Auch Pekings Ankündigung, den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 bis 45 Prozent abzusenken, klingt besser, als sie ist. Da Chinas Wirtschaft wächst, dürfte der Ausstoß 2020 de facto bis zu 40 Prozent über dem Stand von 2007 liegen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass die vier großen Schwellenländer China, Indien, Brasilien und Südafrika verbindliche Ziele zur Emissionenssenkung nicht mittragen.

Was ist, wenn die Verhandlungen scheitern? Gelingt es bis zum Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 nicht, eine neue Konvention zu ratifizieren, ginge die Erderwärmung ungebremst weiter. Umweltminister Röttgen warnte am Sonntag: "Wenn wir so weitermachen wie bisher, wäre ein Leben auf unserem Planeten, wie wir es bisher kennen, nicht mehr möglich."

Was kostet der Klimawandel? Das ist kaum zu beziffern. Einer Studie des Fraunhofer-Instituts zufolge bremst der Klimaschutz das Wirtschaftswachstum. Klar ist aber auch: Die Kosten des Nichtstuns sind noch höher. Zudem steckt in einer grünen Technologie-Revolution auch Potenzial.

(RP)
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