Bericht sollte nicht erscheinen Wulff soll auch bei "Welt" interveniert haben

Berlin · Bundespräsident Christian Wulff soll schon im Sommer 2011 in einem anderen Fall versucht haben, per Telefonanruf einen ihm unliebsamen Pressebericht zu verhindern. Der zuständige Journalist ist demnach zum Gespräch gebeten worden.

Presse: "Wulff von allen guten Geistern verlassen"
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Foto: dpa, Wolfgang Kumm

Die "Welt am Sonntag" plante damals angeblich einen Bericht über Wulffs Familiengeschichte. Der Bundespräsident habe telefonisch auch bei der Verlagsführung interveniert, einer der Autoren sei zum Gespräch ins Schloss Bellevue gebeten worden, berichtete "Welt Online". Dennoch sei der Bericht erschienen.

Der Chefredakteur der "Welt"-Gruppe, Jan-Eric Peters, äußerte sich am Dienstag auf "Spiegel Online" dazu. Es ging um einen Ende Juni erschienenen mehrseitigen Bericht der "Welt am Sonntag" über Wulffs Familie und das zerrüttete Verhältnis zu einer seiner Schwestern. Demnach stellte die Redaktion dem Bundespräsidenten einige Tage vor Veröffentlichung des Artikels schriftlich einige Fragen. Alle seien unbeantwortet geblieben.
"Stattdessen gingen in der Redaktion mehrere Anrufe aus dem Bundespräsidialamt ein mit dem Ziel, die Geschichte zu verhindern", sagte Peters.

"Als klar war, dass wir den Artikel trotzdem veröffentlichen wollten, wurde einer der Reporter am Samstag wenige Stunden vor Redaktionsschluss ins Schloss Bellevue gebeten." Dort habe Wulff dem Reporter in einem langen Vier-Augen-Gespräch damit gedroht, dass er im Falle einer Veröffentlichung sofort eine Pressekonferenz einberufen und dort erklären würde, dass die "Welt am Sonntag" eine Grenze überschritten habe.

Außerdem habe Wulff angekündigt, jede Zusammenarbeit mit der "Welt" zu beenden, falls das Stück publiziert würde, sagte Peters. "Unser Reporter, ein erfahrener Journalist, war sehr überrascht von dem Vorgang und sagte mir, er habe diesen Teil des Gesprächs als eisig und sehr heftig empfunden." Nach dem Gespräch habe Wulff versucht, an höchsten Verlagsstellen - unter anderem beim Vorstandsvorsitzenden - zu intervenieren. "Ich habe trotzdem entschieden, die Geschichte zu veröffentlichen", sagt der Chefredakteur.

(dpa/AFP)
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