Zu Besuch bei Angela Merkel Barack Obamas wichtigste Freundschaft

Berlin · Der US-Präsident ist zum Abschied noch einmal in Berlin. Kanzlerin Merkel verliert mit Barack Obama einen Partner, der sie ständig öffentlich lobte.

 Merkel und Obama 2015 beim G 7-Gipfel in Elmau.

Merkel und Obama 2015 beim G 7-Gipfel in Elmau.

Foto: AFP, dpa (3), Getty

Als US-Präsident Barack Obama im April die Hannover-Messe eröffnete, überschlug er sich mit Lob für die Kanzlerin. Sie sei die "wichtigste Beziehung, die wichtigste Freundschaft, die ich in meiner Amtszeit hatte". Er betonte auch, es sei "immer schön", seine Freundin Angela wiederzutreffen: "Ich habe sie schätzen gelernt."

Das Verhältnis, das der US-Präsident und die deutsche Kanzlerin in den kommenden zwei Tagen zum letzten Mal öffentlich werden demonstrieren können, war zu Beginn von Obamas Amtszeit längst nicht so euphorisch. 2008 verweigerte Merkel, die mit dem globalen Obama-Hype nichts anfangen konnte, dem Präsidentschaftsbewerber der Demokraten einen Auftritt vor dem Brandenburger Tor.

Als er ins Amt gekommen war, behandelte Obama die Kanzlerin mit demonstrativem Desinteresse. Bei seinen ersten Besuchen in Deutschland sah er Baden-Baden und Dresden - um Berlin machte er einen Bogen. Merkel musste reisen, um den Präsidenten bei seinem Antrittsbesuch zu treffen. Die ersten gemeinsamen Auftritte gerieten holprig.

Während die Spin-Doktoren beider Seiten stets betonten, dass Merkel und Obama einander sehr wohl verstünden, weil sie beide rational, pragmatisch und humorvoll seien, hielt sich in der Öffentlichkeit der Eindruck: Die können nicht miteinander. Dann weigerten sich die Deutschen auch noch, den Amerikanern in den Einsatz in Libyen zu folgen. Obama hatte dennoch ein Interesse, sein Verhältnis mit Merkel auf eine freundschaftliche Basis zu stellen. Die innenpolitische Lage in den USA zwang ihn, Verantwortung an Europa abzugeben. Dafür brauchte er Merkel. So verlieh er der in der DDR aufgewachsenen Politikerin die Freiheitsmedaille - für Merkel eine der wichtigsten Ehrungen ihrer Laufbahn.

Doch die Beziehung blieb im Wechselbad der Gefühle. 2013 im Sommer bekam Obama seinen Auftritt am Brandenburger Tor. An einem Tag, an dem das Thermometer fast 40 Grad zeigte, redete er ohne Jackett mit aufgerollten Hemdärmeln zu den Berlinern. Nur wenige Monate später wusste die Kanzlerin, dass die NSA auch ihr Mobiltelefon abgehört hatte. Die Freundschaft bekam erneut einen Knacks.

Die Arbeitsbeziehung aber blieb vertraut. Als Anfang 2014 die Falken in der US-Regierung auf der Münchner Sicherheitskonferenz Druck für ein Eingreifen gegen Russland in der Ukraine machten, zögerte der Präsident. Er wollte erst Merkels Plan hören. Das war neu: Sonst reisten die Deutschen in die USA, um sich deren Strategie anzuhören. Merkel aber konnte nun Obama überzeugen, und dieser überließ ihr gerne die Verantwortung für die Ukraine-Krise. Der Waffenstillstand dort ist zwar brüchig, aber den Krisenherd konnte Merkel mit dem Normandie-Format aus Deutschland, Frankreich, Russland und der Ukraine eindämmen. Damit ersparte sie den USA eine weitere teure und hochriskante Einmischung in einen internationalen Konflikt.

US-Präsident Barack Obama in Berlin auf Abschiedsbesuch
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US-Präsident Barack Obama auf Abschiedsbesuch

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Foto: dpa, pgr

Über dem Berliner Regierungsviertel liegt Wehmut: Die Holperstrecke mit Präsident Donald Trump wird wohl länger werden als mit Obama, fürchten hier viele. Merkel verliert einen mächtigen Freund an ihrer Seite, der ihre Verlässlichkeit belohnte, indem er seinen Glanz mit ihr teilte.

(qua)
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