Die Inklusion ist eine Schnecke

Günter Grass waren Utopien suspekt. Der Denker hinter dem Kanzler Willy Brandt war der Auffassung, dass es die Schnecke sei, die den Fortschritt symbolisiere. Die Schnecke kriecht so langsam, dass ihr wahrlich nichts Umstürzendes anhaftet.

Als eine Utopie jüngerer Zeit darf die Inklusion gelten: Dass alle Schüler mit Förderbedarf eine Regelschule besuchen, wird so schnell nicht Realität werden. Das liegt daran, dass die Bundesländer dieses Vorhaben mit unterschiedlichem Verve vorantreiben. Man würde sich ein bisschen mehr Mut und Sinn zur Realität wünschen. Gewiss, Inklusion ist ein kompliziertes Feld, die Gemüter erhitzen sich hier schneller als an anderer Stelle. Bildungspolitik landet als Gesprächsstoff an den Küchentischen der meisten Familien. Schulkinder bringen Erfahrungen mit; sie wissen, wo es gut läuft und wo nicht. Die reine Inklusionsquote ist bloß ein politischer Motivationsindikator. Dieser belegt, welchen Stellenwert eine Regierung dem Thema beimisst. Gleichwohl geht es bei der Inklusion nicht um Geschwindigkeit. Sie muss sinnvoll und planvoll sein. Vor allem aber muss sie den betroffenen Schülern helfen. Die Inklusion ist eine Schnecke. Und das ist auch ganz gut so.

(her)
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